Entwicklung einer Methode zur konjunktursensitiven Konfiguration der Fertigungssteuerung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Es existieren zahlreiche Zielgrößen, welche den Erfolg und damit die Wettbewerbsfähigkeit eines produzierenden Unternehmens beschreiben. In dem durch diese Größen aufgespannten Zielraum gilt es sich zu positionieren. Die grundsätzlich schwankende konjunkturelle Lage führt zu einem häufigen Wechsel einiger Zielgrößen. Um dieser Anforderung an Unternehmen der industriellen Produktion gerecht zu werden, ist ein konsistentes und effizientes Konzept für die Fertigungssteuerung zwingend notwendig. Es existieren zahlreiche Verfahren für diese Unternehmensfunktion, welche die Erfüllung der Aufgaben Auftragserzeugung, Auftragsfreigabe, Reihenfolgebildung und Kapazitätssteuerung im Rahmen der Fertigungssteuerung unterstützen. Die richtige Auswahl und Abstimmung der einzelnen Verfahren war bisher allerdings ausschließlich vom (Erfahrungs-) Wissen der handelnden Personen im Unternehmen abhängig. Da die Erfahrungen mit den zahlreichen Verfahren der Fertigungssteuerung und deren Kompatibilität aber in der Praxis oft nicht ausreichend gegeben sind, wurde im Rahmen dieses Forschungsprojektes ein systematischer Ansatz für die Konfiguration einer Fertigungssteuerung entwickelt. Dieser ermöglicht die unternehmensindividuelle und anforderungsgerechte Konfiguration der Fertigungssteuerung und erlaubt es damit, den heutigen Ansprüchen an eine hohe Effizienz für diese Funktion gerecht zu werden. Es wurden zunächst Kriterien identifiziert und beschrieben, welche einen Einfluss auf die Wahl geeigneter Fertigungssteuerungsverfahren aufweisen. Die Ergebnisse sind in einem morphologischen Kasten gebündelt, um die unternehmensindividuellen Anforderungen und Rahmenbedingungen einer betrachteten Produktion standardisiert aufnehmen zu können. Für zahlreiche bekannte Verfahren der Fertigungssteuerung wurden Steckbriefe erarbeitet, welche die wesentlichen Informationen bzgl. verschiedener Eigenschaften beinhalten. Bei der Anwendung des morphologischen Kastens können mittels einer Bewertungslogik die Fertigungssteuerungsverfahren auf Ihre unternehmensspezifische Eignung hin geprüft werden. Somit werden Unternehmen bei der Konfiguration ihrer Fertigungssteuerung unter Berücksichtigung von deren Rahmen- und Umweltbedingungen, deren strategischer Unternehmensziele sowie der Wechselwirkungen der Steuerungsverfahren nachhaltig unterstützt. Die Ergebnisse wurden in einem Software-Demonstrator zusammengetragen und somit der Anwendung zugänglich gemacht. Bereits durch die Aufnahme weniger Informationen zum Untersuchungsbereich können Handlungsempfehlungen bezüglich der Eignung bekannter Fertigungssteuerungsverfahren ausgegeben und damit eine sehr gute Diskussionsgrundlage für Experten aus Forschung und Praxis geboten werden. Damit lassen sich Fehler bei der Auswahl von Verfahren aufgrund mangelnder Kenntnisse der Abstimmung mit Zielgrößen oder der vorliegenden Rahmenbedingungen vermeiden. Zahlreiche industrienahe Projekte des projektbearbeitenden Instituts haben gezeigt, dass Unternehmen häufig ungeeignete Verfahren zur Steuerung Ihrer Fertigung einsetzen. Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens bilden zudem eine wichtige Basis für weitere Forschungsaktivitäten zur Gestaltung der Fertigungssteuerung in der industriellen Produktion. Zur ganzheitlichen Gestaltung der Fertigungssteuerung und zur Realisierung eines gesteigerten Detaillierungsgrades bedarf es weiterer Forschungsarbeiten, welche potenzielle Verfahren noch schärfer gegeneinander abgrenzen. Dazu sind die, in diesem Projekt bereits beinhalteten Informationen bzgl. der Kompatibilität der Verfahren untereinander, weiter zu detaillieren und systematisch in der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Die Bewertung der Anforderungen und Fähigkeiten eines betrachteten Untersuchungsbereiches basiert zu einem großen Teil auf einer qualitativen Einschätzung der Verantwortlichen. Eine Quantifizierung der Bewertung, bspw. durch die Verwendung von logistischen und monetären Kennzahlen wäre wünschenswert – sowohl bzgl. der steuerungsrelevanten Merkmale als auch zur Auswahl und Abstimmung einzelner Verfahren. Der Fokus in diesem Projekt lag auf der Steuerung von Fertigungsbereichen. Da die logistischen und monetären Zielgrößen ebenso durch die Produktionsplanung beeinflusst werden, besteht ein nächster logischer Schritt in der Ausweitung der erzeugten Ergebnisse auf diese Unternehmensfunktion. Ebenso ist es denkbar, die Entscheidungsfindung durch einen unternehmensübergreifenden Benchmark-Vergleich zu unterstützen. Interessant wäre dabei bspw. welchen Grad der Zielerreichung Unternehmen realisieren können, die eine äquivalente Ausprägung der verschiedenen identifizierten Kriterien aufweisen und welche Steuerungslogiken dabei zum Einsatz kommen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Auswahl und Konfiguration von Fertigungssteuerungsverfahren. In: Wiendahl, H.-P., Reichardt, J., Nyhuis, P.: Handbuch Fabrikplanung. Konzept, Gestaltung und Umsetzung wandlungsfähiger Produktionsstätten, Hanser Verlag, München 2009
Nyhuis, P.
- Configuration and Regulation of PPC. In: Production Engineering - Research and Development, Volume 3 (2009), Issue 3, S. 287-294
Nyhuis, P.; Münzberg, B.; Kennemann, M.
- Individual Configuration of Production Control to Suit Requirements. International Conference on Manufacturing and Industrial Engineering (Indonesia, 24.-27.11.2009); Proceedings of World Academy of Science, Engineering and Technology, Volume 59
Münzberg, B.; Nyhuis, P.
- Konfiguration der Fertigungssteuerung - Berücksichtigung unternehmensspezifischer Anforderungen. In: wt Werkstatttechnik online, Jahrgang 100 (2010), Heft 4, S. 285-290
Nyhuis, P.; Münzberg, B.