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Brain Train? – High-Speed Rail Stations as focal points for the knowledge economy

Subject Area City Planning, Spatial Planning, Transportation and Infrastructure Planning, Landscape Planning
Term from 2020 to 2023
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 437850433
 
Final Report Year 2023

Final Report Abstract

Das Forschungsprojekt hatte zum Ziel, baulich-räumliche und wirtschaftliche Effekte im Umfeld von Stationen des Hochgeschwindigkeits-Bahnverkehrs („High Speed Rail“, HSR) in Deutschland zu ermitteln. Durch die Neuerrichtung von Stationen oder ihren erstmaligen Anschluss an das HSR-Netz entstehen in der Regel erhebliche lokale Erreichbarkeitszuwächse und damit eine Verbesserung der Lagegunst für Haushalte und Unternehmen. Um die durch HSR induzierten Erreichbarkeitsveränderungen zu quantifizieren, wurde ein umfangreicher Datensatz über die historischen Fernverkehrsfahrpläne Deutschlands ab 1987 bis 2021 (sowie Planungen bis 2030) erhoben und in ein digitales Erreichbarkeitsmodell überführt. Inhaltlich konnte gezeigt werden, wie sich die Bahnerreichbarkeit auf regionaler Ebene in Deutschland über drei Jahrzehnte verändert hat, und welchen Anteil daran HSR hatte. Methodisch wurde eine Synthese verschiedener Raum-Zeit-Visualisierungsansätze vorgenommen und evaluiert. Der Zusammenhang zwischen Erreichbarkeitszuwachs und baulich-räumlicher Dynamik der Stadtentwicklung im Umfeld deutscher Bahnhöfe erwies sich dabei als uneindeutiger als zunächst angekommen. Dies deutet auf die hohe Bedeutung der fallspezifischen, besonderen baulichen, organisatorischen und weiteren Rahmenbedingungen hin. Mittels quantitativer Daten wurde das Ansiedlungsgeschehen wissensintensiver Unternehmen auch statistisch untersucht. Hier lässt sich mit Ausnahme der Fallstudie Montabaur kein signifikanter Anstieg bei der Ansiedlung der Unternehmen nach HSR-Einführung beobachten. Zur Evaluierung der baulich-räumlichen Folgen wurden zudem Interviews mit Führungskräften wissensintensiver Unternehmen und Akteuren aus der kommunalen Planung und Verwaltung geführt. Eine wichtige Schlussfolgerung ist, dass für wissensintensive Unternehmen der HSR-Anschluss zwar nützlich für Geschäftsaktivitäten und unternehmerische Netzwerke ist, die HSR-Erreichbarkeit selten aber das entscheidende Kriterium für die Standortwahl war, sondern eher das Portfolio an Standortfaktoren erweitert. Dennoch konnten Faktoren identifiziert werden, die sich die kommunale Planung für eine erfolgreichere Ansiedlung von Unternehmen zunutze machen kann. Das Interviewmaterial mit Akteuren öffentlicher Institutionen vermittelt förderliche und hinderliche Faktoren für die Ausschöpfung der Potenziale, die sich für die Kommune fallspezifisch durch die Einführung von HSR ergaben. Die Erkenntnisse helfen, um bei der Planung künftiger HSR-Stationen in Deutschland zu erwartende Folgen für das Ansiedlungsgeschehen wissensintensiver Unternehmen einzuordnen. Insgesamt war jedoch festzustellen, dass eine gezielte, am leistungsfähigen Schienenpersonenverkehr ausgerichtete Siedlungsentwicklung („transit-oriented development“, TOD) ist in unseren Fallstudien in Bezug auf High-Speed Rail bislang kaum ausgeprägt ist. Dies kann als eine verpasste Chance für eine nachhaltigere Raumentwicklung begriffen werden. Insbesondere verbesserungswürdig ist eine engere Verzahnung der Kooperation verschiedener Institutionen bei der Entwicklung einer HSR-Station und der an sie angrenzenden Flächen. Die hohe Anzahl involvierter Akteure sowie heterogenen Zielsetzungen an deutschen HSR-Stationen erschwert TOD. Die Ergebnisse wurden in einer Reihe von wissenschaftlichen Publikationen mit Qualitätssicherung sowie in Vorträgen auf wissenschaftlichen Konferenzen dokumentiert und mit der Fachöffentlichkeit diskutiert. Ein Expert*Innenworkshop zum Abschluss der Projektlaufzeit hat zudem zur Absicherung der Ergebnisse mit einem weiteren Personenkreis beigetragen.

Publications

 
 

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