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Herrschaftspraxis, Übergangsmanagement und Gedächtnis einer geistlichen Korporation. Die Schriftlichkeit des Bamberger Domkapitels in der Frühen Neuzeit

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 438678725
 
Die Forschung zu den geistlichen Territorien im Alten Reich fokussiert sich bisher weitgehend auf die Bischöfe als deren geistliche und weltliche Oberhäupter. Im Falle des Bistums Bamberg sticht zudem die Konzentration auf die Bischöfe aus dem Haus Schönborn ins Auge. Mit diesem Forschungsstand kontrastiert die bislang vernachlässigte bzw. unterschätzte Bedeutung der Domkapitel, die im frühneuzeitlichen Bamberg wie überhaupt im Reich häufig als retardierende Momente und Hemmschuhe auf dem Weg zu kirchlichen Reformen und moderner Staatlichkeit wahrgenommen werden. Das vergleichsweise geringe Interesse an den Domkapiteln hat auch dazu geführt, dass deren oft hervorragende Quellenüberlieferung, die es in Bamberg wie andernorts ermöglicht, Lücken in der bischöflichen Kanzleiführung zu schließen, erst ansatzweise ausgewertet ist. Vor diesem Hintergrund beabsichtigt das beantragte Projekt, im Rahmen von zwei Dissertationen zentrale Phasen der Geschichte des Bamberger Domkapitels (1522–1622, 1753–1806) mittels innovativer praxeologischer Methoden der Herrschafts- und Verwaltungsgeschichte zu erschließen. Auf der Basis intensiver Vorrecherchen wurde die Hypothese entwickelt, dass das Domkapital nicht nur als Kontrollorgan und Mitregent der Bischöfe fungierte, sondern durch die Wahrnehmung vielfältiger Herrschaftsrechte eine eigene Tradition von Schriftlichkeit ausprägte, die das eigentliche, über die Episkopate der einzelnen Bischöfe hinausreichende Gedächtnis des Bistums verkörperte. Diese kontinuitätsstiftende Funktion tritt insbesondere in Zeiten der Sedisvakanz zutage, in denen das Domkapitel den Übergang von einem Episkopat zum nächsten gestaltete. Im Anschluss an die beiden Dissertationen soll in Kooperation mit dem an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen angesiedelten Projekt "Germania Sacra" und weiteren Experten auf diesem Gebiet eine moderne Gesamtdarstellung zum Bamberger Domkapitel entstehen, an dem die beiden Doktorand(inn)en die Gelegenheit zur Mitwirkung erhalten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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