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Food Waste - Wahrnehmungs- und Handlungsmuster bei der Entsorgung von Lebensmitteln entlang der Verwertungskette

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 438805450
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Bekämpfung von Food Waste wurde 2015 zur Förderung des nachhaltigen Konsums (Ziel 12) als eines von 17 globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda2030 formuliert, um damit die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit perspektivisch zu verbessern und der Verschwendung von Arbeitskraft, Finanzen und natürlichen Ressourcen entgegenzuwirken. Untersuchungen hierzu wurden zwischen 2020 und 2023 am Fallbeispiel der Region Schleswig-Holstein, Deutschland, vorgenommen. Anhand von qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden in Form von Experteninterviews, Fokusgruppengesprächen und Haushaltsbefragungen wurden relevante Akteursgruppen zu ihren Einstellungen, Handlungsmustern und Vermeidungsstrategien zum Thema Lebensmittelentsorgung analysiert. Im Fokus standen drei Forschungsfragen, die sowohl Einstellungsmuster zu Food Waste, den praktischen Umgang mit Food Waste als auch Informationsquellen zur Vermeidung von Food Waste in privaten Haushalten identifizieren sollten. Den privaten Haushalten als größte Herkunftsquelle von Food Waste vorgelagert wurden Urproduzenten und Vertreter des Einzelhandels, den privaten Haushalten nachgelagert Abfallwirtschaftsbetriebe und Lebensmitteltafeln untersucht, um deren Einflussmöglichkeiten auf das Ausmaß an Food Waste in privaten Haushalten oder die Konsequenzen eines verminderten Aufkommens an Food Waste für ihre Tätigkeitsfelder zu identifizieren. Quantitative Müllanalysen waren nicht Bestandteil der Untersuchung. Lokale Urproduzenten von Frischesortimenten sowie Einzelhändler sind sich der Thematik Food Waste und Food Loss auch aus ökonomischem Eigennutz ausdrücklich bewusst, um ihrer Kundschaft eine Vielzahl aufklärender Maßnahmen und von Kommunikationskanälen zur Vermeidung von Food Waste anzubieten. Gleichwohl wird diese Informationsquelle von fast 50% der Befragten nie genutzt. Haushaltsbefragungen und Gruppengespräche zeigen, dass der Umgang mit Lebensmitteln im eigenen Haushalt von komplexen Einstellungsmustern, Interesse an nachhaltigem Einkaufen und biographischen Erfahrungen geprägt und nicht nur über demographische und soziale Indikatoren zu erklären ist. Vier Einstellungscluster konnten identifiziert werden, denen kompatible Praxisbezüge im Umgang mit Food und Food Waste zuzuordnen war. In einigen Fällen zeigt sich, dass das Thema Food Waste entweder verdrängt oder mit Reaktanz begegnet wird. Eine Rücklaufquote von 13,2% ausgegebener Fragebögen in ländlichen und urbanen Regionen und das bisherige Nischeninteresse von Abfallwirtschaftsbetrieben, das Thema Food Waste in ihren Müllvermeidungsstrategien aufzugreifen, macht deutlich, dass die Thematik vor dem Hintergrund anderer Krisen wie COVID19 zum Zeitpunkt der Erhebungen noch nicht im gesellschaftlichen Fokus angekommen ist. Gespräche mit Lebensmitteltafeln lassen erkennen, dass die Einschätzung, wann und für wen Food Waste überhaupt vorliegt, einer hohen Fluidität unterliegt und soziales Gut werden kann.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Lebensmittelverschwendung: räumliche Implikationen und neue Forschungsagenda. In: Berichte des Arbeitskreises Geographische Handelsforschung 48, S. 56-69.
    Jürgens, U.
  • Abfallwirtschaftsbetriebe in Schleswig-Holstein und ihr Umgang mit der Thematik Lebensmittelverschwendung. In: Natur- und Landeskunde 128 (10-12): 263-274.
    Jürgens, U.
  • Diskussion um Lebensmittelverschwendung am Beispiel öffentlich-rechtlicher Abfallwirtschaftsbetriebe. MÜLL und ABFALL(8).
    Jürgens, Ulrich
  • Food waste and shopping behaviour – quantitative household investigations based on local case studies from Germany. In: Die Erde 153 (1): 28-59.
    Jürgens, U.
  • Lebensmittelverschwendung – Ausmaß, Ursachen, Diskurs, Lösungen. In: Praxis Geographie 52 (1): 24-28.
    Jürgens, U.
  • Does Food Shopping Behaviour Determine Food Waste Vulnerability in Private Households? Quantitative Analysis on Case Studies from Germany. Sustainability, 15(6), 4818.
    Jürgens, Ulrich
  • Krisen und Bewältigungsstrategien im Einzelhandel (=Kieler Geographische Schriften 135). Kiel: Selbstverlag
    Jürgens, U. & P. Pez
  • Lebensmittelentsorgung diskutiert am Beispiel von Lebensmitteltafeln in Schleswig-Holstein, Deutschland. In: Jürgens, U. & P. Pez (Hrs.): Krisen und Bewältigungsstrategien im Einzelhandel (=Kieler Geographische Schriften 135). Kiel: Selbstverlag
    Jürgens, U.
  • Spatial relationships between food waste and shopping behavior? A mixed-method approach exemplified by data from Germany. In: Rasouli, S. & H. Timmermans (eds.): Proceedings of the 29th Recent Advances in Retailing and Consumer Science Conference RARCS, Lyon, France 24.07.-27.07.2023: 128-138.
    Jürgens, U.
 
 

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