Optimierte Wertschöpfungsnetzwerke durch Kompetenzprofilanalysen und -entwicklung auf Produkt- und Unternehmensebene
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Fragestellung welche Wertschöpfungsleistung an welchem Standort des Wertschöpfungsnetzwerkes erbracht werden, gewinnt in heutigen Unternehmen insbesondere durch die Globalisierung immer mehr an Bedeutung. Üblicherweise werden Faktorkostenunterschiede, Transportkosten und -Zeiten, Zölle, Subventionen und auch einige qualitative Standortfaktoren berücksichtigt. Hierbei wird jedoch ein wichtiger Faktor außer Acht gelassen; Die Kompetenz der einzelnen Netzwerkakteure. Kompetenzen bestimmen jedoch maßgeblich den Erfolg eines Unternehmens, daher bestand das Ziel dieses Forschungsvorhabens ein softwaregestütztes Modell zu entwickeln, um die Allokation von Wertschöpfungsleistungen anhand der bauteilspezifischen Kompetenzanforderungen und der an den Produktionsstandorten verfügbaren Kompetenzen durchzuführen. Die Kompetenz der Fertigung wurde in diesem Forschungsvorhaben primär betrachtet. Die Voraussetzung um Wertschöpfungsleistungen auf der Grundlage von Kompetenzen Fertigungsstandorten zuzuordnen, ist die Entwicklung eines Beschreibungsmodells zur Beurteilung von Kompetenzen. Hierzu wurde ein Modell entwickelt, um die an verschiedenen Standorten verfügbaren Kompetenzen spezifisch für die Untergruppen der Fertigungsverfahren nach DIN 8580 (z.B. Drehen, Fräsen, Bandschleifen) abzubilden, wobei hier ein Ansatz gewählt wurde, der eine unternehmensspezifische und mit veränderten Rahmenbedingungen dynamische Anpassung erlaubt. Neben den allgemeinen Informationen zur Infrastruktur eines Standorts, dienen auch die an einem Standort gefertigten Bauteile und die damit verbundenen Wertschöpfungsketten zur Beschreibung der verfügbaren Kompetenz. Das methodische Vorgehen basiert darauf, dass die fertigungstechnische Kompetenz erfasst wird und darauf aufbauend, Kompetenzprofile abgeleitet werden. Zur Entwicklung einer Methode zur Ableitung eines Kompetenzanforderungsprofils von Bauteilen erschien es nach Prüfungen verschiedener Methoden der Verfahrensplanung, sinnvoller, ein methodisches Vorgehen zu entwickeln, das anhand der Ähnlichkeit zu bereits in Produktion befindlicher Bauteile und der Kompetenzprofile von Standorten eine simultane Verfahrensplanung und Allokation der Wertschöpfungsleistungen ermöglicht. Neben der technischen und organisatorischen Eignung der Standorte werden abschließend systematisch die Synergieeffekte und die Kapazitätsauslastung der Standorte maximiert. Die entwickelte Methodik setzt voraus, dass die notwendigen, entscheidungsrelevanten, standortspezifischen Informationen über Kompetenzen in den Fertigungsverfahren und Bauteile einschließlich deren Wertschöpfungsketten mit Hilfe eines Softwaretools systematisch ausgewertet und in den Entscheidungsprozess einbezogen werden können. Zur Validierung wurde ein Softwareprototyp gemäß der zuvor festgelegten konzeptionellen Anforderungen entwickelt. Dieser setzt sich aus einer zentralen SQL-Datenbank und einer plattformunabhängigen Java-Benutzerschnittstelle zusammen. Die Validierung der Methodik hat gezeigt, dass eine kompetenzbasierte Allokation von Wertschöpfungsleistungen in einem Produktionsnetzwerk umsetzbar und sinnvoll ist. Jedoch wurde in diesem Forschungsvorhaben nur die Funktionsfähigkeit unabhängig von der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung durchgeführt, weshalb ein Einsatz in der industriellen Praxis noch nicht als sinnvoll zu erachten ist. Die Funktionsfähigkeit der Methodik konnte nachgewiesen werden, jedoch betrachtet diese bis jetzt primär maschinengebunden Kompetenzen. Damit die Methode in der industriellen Praxis eingesetzt werden kann, muss diese noch systematisch mit einer Wirtschaftlichkeitsrechnung verknüpft werden. Hierzu ist es notwendig, dass die standortübergreifenden Logistikprozesse abgebildet werden können. Eine Anwendung ist dann in anlagenintensiven Branchen, wie beispielsweise der Automobilzulieferindustrie, denkbar. Der Softwareprototyp muss hierfür zu einer zu einem stabilen Multi-User-Softwaresystem weiterentwickelt werden. Des Weitern kann die Funktionsfähigkeit erweitert werden, indem auch ein Bewertungsmodell für Montageprozesse entwickelt wird, als auch qualitative Standortfaktoren besser integriert werden. Außerdem bietet es sich an Schnittstellen zu bestehenden Software und Datenvenwaltungssystemen (z.B. Enterprise Ressource Planning, Product Data Management) aufzubauen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Systemdenken in der globalen Produktionsnetzwerkplanung. wt Werkstattstechnik online, Düsseldorf, Band 100, Nr. 4, 2010
Albrecht, Florian; Hueske, Benjamin