Detailseite
Der rätselhalfte Omphalosaurus: der Schlüssel zur frühen Evolution der Ichthyosaurier in der Trias?
Antragstellerin
Professorin Dr. Nadia Belinda Fröbisch, seit 8/2023
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 440685415
Eines der wichtigen Ereignisse in der Geschichte des Lebens war die Evolution der ersten marinen Reptilien, also sekundär aquatisch angepasster Amnioten. Die wichtigsten Gruppen sind die Ichthyosaurier und die Sauropterygier, zu denen auch die dominanten marinen Reptilien des Juras und der Kreide gehören. Die marinen Reptilien tauchen plötzlich im Fossilbericht zwischen drei und sechs Millionen Jahren nach dem endpermischen Massenaussterben auf. Viele von ihnen waren Fischfresser, aber auch das Fressen hartschaliger Nahrung (Durophagie) war weit verbreitet, wobei diese aus benthischen Mollusken und Crustaceen bestand. Marine Reptlien sind damit Teil der mesozoischen marinen Revolution (MMR), der Reorganisation der marinen Nahrungsnetze zu ihrem heutigen Zustand. Die merkwürdigen Omphalosauridae passen in keines dieser Schemata sondern dürften spezialisierter Ammonoideenfresser des offenen Meeres gewesen sein. Die häufigste Gattung, Omphalosaurus, ist auch die am weitesten verbreitete marine Reptilgattung der frühen und mittleren Trias mit Fossilien aus der gesamten nördlichen Hemisphäre. In den sehr gut untersuchten chinesischen Faunen fehlen die Omphalosauridae jedoch. Stattdessen wurde aus der frühen Trias im Osten Chinas eine eigenartige und angeblich zahnlose Gruppe von frühen Ichthyosaurier-Verwandten, die Nasorostra, beschrieben. Unveröffentlichte Untersuchungen und eigene Beobachtungen deuten nun stark darauf hin, dass diese Tiere eine Omphalosauridenbezahnung hatten und dass Nasorostra mit den Omphalosauridae identisch sind. Wenn dies zutrifft, hätte dies tiefgreifende Auswirkungen auf unser Verständnis der Ichthyosaurier-Evolution, da mehrere Hypothesen in Frage gestellt würden, nämlich, (1) dass Ichthyosaurier ihren Ursprung in Ostasien hatten, (2) dass die chinesischen zahnlosen Hupesuchier ihre engsten Verwandten sind und (3) dass Saugschnappen die ursprüngliche Fressweise der Ichthyosaurier war. Die Untersuchung der Omphalosauridae wird zu einem neuen und verfeinerten Verständnis der frühen Entwicklung der Ichthyosaurier führen. Ich möchte die Hypothese testen, dass Nasorostra das gleiche wie Omphalosauridae sind, indem ich ein kürzlich geborgenes großes Omphalosaurus-Skelett und anderes Material aus den Augusta Mountains (Nevada, USA) und neue Exemplare von Nasorostra aus China detailliert analysiere, insbesondere einen dreidimensional erhaltenen Schädel von Sclerocormus. Ich möchte moderne Technologien wie Mikro-CT, Photogrammetrie, Knochenhistologie und Rasterelektronenmikroskop verwenden, um eine detaillierte Beschreibung der Anatomie dieses Tieres, insbesondere seines Gebisses, und eine Rekonstruktion der Kieferfunktion zu geben. Das Projekt soll zu einem neuen Szenario der Herkunft des Ichthyosaurier und ihrer Rolle in den frühen Stadien der Erholung der Meeresökosysteme nach dem Ende des Perms führen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemalige Antragstellerinnen / Ehemalige Antragsteller
Professor Dr. Martin Sander, von 1/2022 bis 8/2023; Dr. Tanja Wintrich, bis 1/2022