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The Imitation Game: Zur soziologischen Rekonstruktion der historischen Semantik von „Imitation“ mit Text Mining-Verfahren

Antragsteller Dr. Ramy Youssef
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2020 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441096575
 
Das Forschungsvorhaben geht von der Beobachtung eines signifikanten Bedeutungs- und Bewertungswandels von Semantiken der „Imitation“ aus, der sich in der europäischen Sattelzeit des 18. Jahrhunderts vollzog. Sah man zuvor in der Imitation eine Möglichkeit der Stabilisierung sozialer Ordnung, wird sie zunehmend als Gefährdung einer Gesellschaft interpretiert, in der Stabilitätsgarantien paradoxerweise in Neuheiten, Abweichungen und Singularitäten verortet werden.Ziel des Forschungsvorhabens ist eine Rekonstruktion der ideengeschichtlichen, linguistischen und sozialstrukturellen Bedingungen dieses semantischen Wandlungsprozesses. Damit wird ein Desiderat eines neueren soziologischen Diskurses bearbeitet, bei dem bislang vor allem implizite kognitive, affektive, körperliche und materielle Aspekte alltäglicher Praktiken des Imitierens im Vordergrund standen. Während dieser Diskurs Imitation eher als ahistorische anthropologische Universalie betrachtet, wird hier „Imitation“ ergänzend als historisch variierende Semantik aufgefasst, die maßgeblich mitbeeinflusst, wie eine bestimmte Form sozialen Verhaltens in einer bestimmten Epoche beobachtet und bewertet wird. Dies ermöglicht nicht nur soziologische Rückschlüsse über den langfristigen Wandel gesellschaftlicher Strukturen, sondern auch die historisch informierte Reflexion von „Imitation“ als soziologischem Grundbegriff sowie nicht zuletzt interdisziplinäre Anschlüsse an eine primär kulturwissenschaftliche Debatte zur Ideengeschichte von „Imitation“.Methodisch verfährt das Forschungsvorhaben im Sinne einer systemtheoretischen Semantikanalyse. Im Zentrum steht dabei die Frage nach dem Wechselverhältnis zwischen dem Wandel von gesellschaftlichen Strukturen einerseits und der Semantik in Form von zentralen ideengeschichtlichen Begriffen und Leitunterscheidungen andererseits. Ergänzt wird dies durch den Einsatz von explorativen Text Mining-Verfahren, die auch in der Geschichtswissenschaft für begriffsgeschichtlich fokussierte Analysen umfangreicher Textkorpora eingesetzt werden.Die Bewilligung des Forschungsstipendiums ermöglicht dem Antragsteller das Erlernen der dafür erforderlichen Programmier- und Anwendungskenntnisse in einem interdisziplinären Umfeld am Standort Utrecht, die internationale Vernetzung im Bereich der Digital Humanities sowie die Erfüllung formaler Voraussetzungen für die Beantragung einer interdisziplinär zusammengesetzten DFG-Nachwuchsgruppe im Rahmen des Emmy Noether-Programms.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Niederlande
 
 

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