Die Erschließung und Digitalisierung koptischer Papyri (sog. K-Tafeln) im Bestand der Papyrus- und Ostrakasammlung der Universitätsbibliothek Leipzig
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Rahmen des Projekts wurden von Oktober 2020 bis November 2022 insgesamt 776 Fragmente koptischer literarischer Texte für die Forschung erschlossen und in der Onlinedatenbank Papyrus Portal katalogisiert. Die Fragmente wurden Anfang des 20. Jahrhunderts gemeinsam erworben und die Projektergebnisse weisen darauf hin, dass das gesamte Konvolut vermutlich aus einer einzigen Quelle in der Fajjumoase stammt. Wahrscheinlich handelt es sich um die Überreste einer koptischen Klosterbibliothek. Den weit überwiegenden Teil des Konvoluts machen Papyrusfragmente aus (ca. 95 %), die ins 6. bis 8. Jahrhundert zu datieren sind, daneben finden sich jedoch auch Pergament- (ca. 9. – 10. Jh.) und Papierfragmente (ca. 10. – 12. Jh.). Ein Großteil der Papyrusfragmente (ca. 85 %) ist im fajjumischen Dialekt des Koptischen beschrieben, über dessen Literatur wir bisher nur relativ wenig wissen. Die übrigen Papyrusfragmente sowie alle Pergament- und Papierstücke sind im besser bekannten sahidischen Dialekt verfasst. Im Laufe des Projekts konnten darunter biblische, hagiographische und apokryphe Texte identifiziert werden, die teils erstmalig im jeweiligen Dialekt bezeugt sind. Bei dem Martyrium des Heiligen Apa Prau handelt es sich sogar um einen bislang völlig unbekannten Text. Auch unter den noch unidentifizierten Fragmenten, die häufig Merkmale der koptischen Apokryphen aufweisen, könnten sich weitere vollkommen unbekannte Texte verbergen. Insgesamt hat das Projekt gezeigt, dass es sich bei den sogenannten „K-Tafeln“ um ein bedeutendes und in seiner Komposition einzigartiges Konvolut von Textfragmenten handelt, das unser Verständnis der koptischen Literatur im Allgemeinen und der fajjumischen Literatur im Speziellen zweifellos erweitern wird.
