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Der Einfluss von Arbeitsgedächtnisprozessen auf den selektiven Abruf von episodischen Gedächtnisinhalten
Antragsteller
Dr. Daniel Schneider
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441305356
Der Abruf von Information aus dem episodischen Gedächtnis beinhaltet eine Reaktivierung von sensorischen kortikalen Repräsentationen, die während der Enkodierung der Information aktiv waren. Dieser Mechanismus wird als Ekphorie bezeichnet und ist eine wichtige Voraussetzung für die bewusste Erinnerung. Bisherige Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren wie dem Elektroenzephalogramm (EEG) konnten belegen, dass sensorische Gedächtnisinhalte aus der Enkodierungsphase bereits in den ersten 200 ms nach Präsentation eines für den Gedächtnisabruf spezifischen Hinweisreizes aktiviert werden. Dies unterstützt die Theorie eines weitgehend automatischen und unbewussten Ekphorie Prozesses. Auf dieser Grundlage wird untersucht, inwiefern die kortikale Reaktivierung im Rahmen der Ekphorie unter kognitiver bzw. ‚top-down‘ Kontrolle steht. Wesentlich für diese Untersuchungen ist das Konzept des Arbeitsgedächtnisses, dass die kurzfristige aktive Speicherung und kognitive Kontrolle über Gedächtnisinhalte ermöglicht. Die Speicherung und kognitive Manipulation von Arbeitsgedächtnisinhalten gehen wie der Abruf von Information aus dem episodischen Gedächtnis mit der Aktivierung der für die jeweilige Information spezifischen sensorischen Arealen einher. Beide Gedächtnisprozesse sind folglich entweder auf vergleichbare Weise in sensorischen kortikalen Arealen implementiert, oder sie basieren auf demselben grundlegenden Mechanismus. Die ersten beiden Experimente des geplanten Projekts werden deswegen untersuchen, welche Rolle Arbeitsgedächtnisinhalte beim Abruf von Information aus dem episodischen Gedächtnis spielen. Dies wird auf Basis von Experimenten untersucht, innerhalb derer Probandinnen und Probanden sich bestimmte Objekte und deren Position für eine spätere Abfrage merken sollen. Während der Enkodierung der Information sollen die Objekte auf Arbeitsgedächtnisebene kognitiv manipuliert werden. Durch einen Vergleich der (oszillatorischen) Aktivierungsmuster im EEG zwischen der Enkodierungs- und Abrufphase wird untersucht, ob beim Abruf entweder rein sensorische Repräsentationen oder höhere mentale Repräsentationen auf Ebene des Arbeitsgedächtnis reaktiviert werden. Im dritten und vierten Experiment wird darauf aufbauend untersucht, inwiefern ekphorische Information während des Gedächtnisabrufs der Aufmerksamkeitskontrolle unterliegt. Nach der Enkodierung von Assoziation zwischen visuellen Objekten und räumlichen Positionen sollen diese durch die Verwendung von Hinweisreizen selektiv vergessen oder erinnert werden. Dies sollte einen Kontrollprozess auf Ebene des Arbeitsgedächtnis erfordern, dessen zeitliche Ausprägung auf Basis von EEG Oszillationen und der Verwendung von multivariaten Verfahren (multivariate pattern analysis) analysiert werden kann.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen