Detailseite
Projekt Druckansicht

Selber Schuld… oder? Eine vergleichende, stadtsoziologische Erklärung von Wohnungslosigkeit im Wechselspiel individueller, institutioneller und struktureller Faktoren

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441782944
 
Warum werden (und bleiben) Menschen in Deutschland trotz eines umfangreichen Angebots an sozialpolitischen Leistungen wohnungslos? Mit diesem Projekt soll die soziologische Forschung zum Thema Wohnungslosigkeit theoretisch und methodologisch weiterentwickelt und empirisch mit neuen Daten angereichert werden. Im Vordergrund steht eine systematische Betrachtung der individuellen Handlungsmuster innerhalb lokal unterschiedlich aufgestellter Hilfesysteme und städtischer Strukturen im Zeitverlauf. Die Städte Göttingen, Kassel und Paderborn wurden als Fallbeispiele gewählt, da sie sich zwar in vielen für Wohnungslosigkeit relevanten Kriterien ähneln, aber dennoch in den lokalen Hilfesystemen in wichtigen Punkten grundlegend unterscheiden. Einerseits sind alle drei Städte mittelgroße Universitätsstandorte mit 120.000 bis 200.000 Einwohner*innen und eingeschränktem finanziellen Spielraum. Andererseits unterscheiden sich die Governance-Strukturen und die der im Hilfesystem beteiligten Akteure: während in Göttingen die Stadt selbst ein (Männer-) Wohnheim bereitstellt und eng mit der Diakonie als Träger kooperiert, verfügt die Stadt Kassel über kein eigenes Wohnheim, sondern hat dezentral 350 Wohnungen von privaten Vermietern angemietet und außerdem die Wohlfahrtsverbände direkt damit beauftragt, die Leitung von Wohnheimen (mit einem dezidierten Angebot auch für Frauen) zu übernehmen. Die Stadt Paderborn wiederum unterscheidet sich von Kassel und Göttingen durch die starke Präsenz der katholischen Caritas und die Existenz eines landesweiten Aktionsprogramms „Hilfe in Wohnungsnotfällen“. Die für die Untersuchung relevanten Daten sollen zum einen mittels einer auf 18 Monate angelegten qualitativen Panelanalyse erhoben werden. Ca. 12 Personen pro Stadt sollen insgesamt drei Mal im Abstand von jeweils sechs Monaten interviewt werden, um die Handlungsspielräumen wohnungsloser Menschen im Zeitverlauf erforschen zu können. Zum anderen sollen neben Betroffenen auch Praktiker*innen leitfadengestützt befragt werden, um sowohl die Expert*innen-Perspektive mit einzufangen wie auch kommunale (Regulierungs-)Praktiken und strukturelle Kontextbedingungen festzuhalten. Diese individuellen, qualitativen Daten aus den Betroffenen- und Expert*inneninterviews werden computergestützt mit Hilfe von MAXQDA systematisch und kategorienbildend ausgewertet, um Hypothesen über konkrete Inklusions- bzw. Exklusionsmechanismen zu generieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung