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RUNGHOLT - Kombinierte geophysikalische, geoarchäologische und archäologische Untersuchungen im nordfriesischen Wattenmeer (Schleswig-Holstein, Deutschland) im Umfeld des mittelalterlichen Handelsplatzes Rungholt

Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442822276
 
Die 2. Phase des RUNGHOLT-Projekts zielt auf die systematische Detektion von Kulturlandschaftsrelikten sowie deren raum-zeitliche Analyse und Interpretation im eingeschränkt zugänglichen Watt Schleswig-Holsteins, 6-8 km vor der Küste der Halbinsel Nordstrand. Im Fokus steht die präzise Rekonstruktion der Paläoküstenlandschaft im Wechselspiel von natürlicher Marschbildung, Landgewinnung und sturmflutbedingten Landverlusten. Der Einfluss von Meeresspiegelveränderungen und Stürmen wird dabei berücksichtigt.In vier Kerngebieten, die über Prospektionskorridore miteinander verbunden sind, liefern geophysikalische Methoden den räumlich-flächendeckenden Überblick. Die Ergebnisse werden mittels geoarchäologisch-geomorphologischer Untersuchungen verifiziert und kalibriert und dienen als Basis für die archäologisch-historische Rekonstruktion im geographischen Kontext.Im Zentrum geophysikalischer Prospektionen (CAU Kiel) steht die hochauflösende Kartierung von Siedlungsresten, Deichen und Wirtschaftsflächen aus der Zeit Rungholts (ca. 1200-1362) mittels Multi-Sensor-Systemen und der Kombination von flächenhafter Prospektion mit tiefenauflösenden Direct Push-Verfahren. An Schlüsselstellen erfolgt die Verifizierung und Kalibrierung geophysikalischer Signaturen mittels geoarchäologisch-geomorphologischer Untersuchungen (JGU Mainz). Grundlage ist die stratigraphische Erfassung, Charakterisierung und Interpretation unterschiedlicher Sedimentfazies mittels Bohrungen, Direct Push-Messungen und Paläoumweltparameter sowie Siedlungsindikatoren. Freiliegende Kulturspuren (Gräben, Zisternen, Deichreste etc.) werden archäologisch prospektiert und das Fundmaterial (Keramik, Holz, Metall, Knochen etc.) zur Auswertung geborgen. Geoarchäologisch kalibrierte geophysikalische Daten werden dann zur archäologisch-historischen Interpretation der mittelalterlichen Siedlungs- und Kulturlandschaftsstruktur im Umfeld Rungholts herangezogen (ALSH & ZSBA Schleswig).Das übergeordnete Ziel für jedes Kerngebiet ist die Synthese der geophysikalischen Kartierung, geoarchäologisch-geomorphologischen Landschaftsanalyse und archäologischen Bewertung zu raum-zeitlichen Szenarien mit Siedlungs- und Nutzflächen, Gebäuden, Gewässern etc. für die Zeitscheiben vor ca. 1200 (naturnaher Zustand), ca. 1200-1362 (intensiver spätmittelalterlicher Ausbau) und nach 1362 (massive Landverluste durch 1. Grote Mandränke).Mittels der synoptischen 4D-Rekonstruktion der Kerngebiete können schließlich relevante Aspekte der Landschaftsstruktur im Umfeld Rungholts diskutiert werden, z.B.: Welches sind essentielle Charakteristika der mittelalterlichen Siedlungs- und Landnutzungsstruktur z.B. hinsichtlich Warftverbreitung, Besiedlungsdichte, Wege- und Grabennetz? Spielte der Abbau von Salztorf eine Rolle? Wie war das Geländeniveau im Vergleich zum damaligen Meeresspiegel? Welche Faktoren bedingten die erhöhte Vulnerabilität der Marschsiedlungen gegenüber Stürmen wie 1362 im Vergleich zu heute?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Claus von Carnap-Bornheim, bis 3/2023
 
 

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