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Bedingungen für die Auswirkung von Leistungszielen auf akademisches Betrugsverhalten

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 443037389
 
Akademisches Betrugsverhalten (u.a. unerlaubtes Abschreiben, Plagiieren) ist ein verbreitetes Phänomen bei Studierenden an Hochschulen. Eine naheliegende Annahme ist, dass Studierende insbesondere dann zu akademischen Betrugsverhalten greifen, wenn sie stark danach streben, Leistung zu demonstrieren und als kompetent wahrgenommen zu werden (stark ausgeprägte Leistungsziele). Vergangene Forschungsarbeiten zeigen jedoch ein heterogenes Befundmuster für den Zusammenhang zwischen Leistungszielen und Betrugsverhalten. Die erwarteten positiven Zusammenhänge lagen in manchen Studien vor, in vielen ließen sie sich jedoch nicht nachweisen. Im vorliegenden Forschungsprojekt soll entsprechend untersucht werden, unter welchen Randbedingungen Leistungsziele von Studierenden akademisches Betrugsverhalten evozieren. Diesbezüglich entwickelten wir ein umfassendes theoretisches Modell zu relevanten Moderatorvariablen auf Basis der Erwartungs-Wert Theorie (Wigfield & Eccles, 2000) und der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 2002). Kernannahmen des postulierten Modells sind, dass Leistungsziele dann Betrugsverhalten bahnen, wenn a) die Einschätzung besteht, dass in der Leistungssituation erfolgreich betrogen werden kann und dies gewinnbringend ist (wofür sowohl Selbstwirksamkeit als auch die Art der Leistungsevaluation relevant sind), b) die eigene Einstellung zu Betrugsverhalten nicht stark negativ ausgeprägt ist und c) soziale Normen die Akzeptanz von Betrugsverhalten nahelegen. Zur Überprüfung dieser Annahmen sind vier Experimentalreihen (ER) und eine Feldstudie geplant. Die ER bestehen jeweils aus drei Teilstudien (Vortest mit 42 Studierenden; Nachweis und Replikation der Moderation mit je 244 Studierenden). Darin erfolgt eine Manipulation der Leistungsziele sowie jeweils eines Moderators (ER1: soziale Normen; ER2: Leistungsevaluation; ER3: Einstellungen; ER4: Selbstwirksamkeit). Bei der Bearbeitung anschließender Leistungsaufgaben wird das Betrugsverhalten der Studierenden gemessen (Verwendung unerlaubter Hilfsmittel, Angaben bei unlösbaren Aufgaben, Abschreiben). Somit ermöglichen die ER eine Untersuchung echten Betrugsverhaltens unter hochkontrollierten Bedingungen. Diese isolierte Prüfung der Bestandteile des Gesamtmodells im Laborsetting wird durch eine anschließende Feldstudie ergänzt. In dieser wird das Gesamtmodell mit 961 Studierenden überprüft. Studierende werden zu ihren Leistungszielen, den postulierten Moderatorvariablen und ihrem in der Vergangenheit gezeigtem akademischen Betrugsverhalten befragt. Insgesamt wird das beantragte Forschungsprojekt zu einem besseren Verständnis beitragen, unter welchen Randbedingungen sich Leistungsziele auf das Auftreten von Betrugsverhalten bei Studierenden auswirken. Dieses Wissen ermöglicht, die komplexe Befundlage zu diesem Thema besser einzuordnen und hilft, neue Erkenntnisse zur Gestaltung betrugsvermindernder Leistungsumwelten zu generieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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