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Soziale Gruppen, Strukturen, Netzwerke – Untersuchungen zur Synthese der mittelbyzantinischen Gesellschaft (7.-11. Jh.)

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Mittelalterliche Geschichte
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 443746803
 
Das Ziel des Projekts ist - ganz allgemein - eine sozial- und kulturhistorische Analyse der Gesellschaft des Byzantinischen Reiches der mittleren Periode (7.–11. Jh.) fokussiert auf ausgewählte thematische Schwerpunkte, die jeweils bestimmte soziale Gruppen, ihre Strukturen und Netzwerke betreffen. Die Untersuchung stützt sich dabei vor allem auf das umfangreiche prosopographische Datenmaterial, das im Rahmen der "Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit" (PMBZ) kompiliert wurde, bezieht aber auch jüngere prosopographische Forschungen mit ein. Das Vorhaben konzentriert sich auf vier ausgewählte thematische Schwerpunkte: A. Frauen und Eunuchen (Gender Studies), B. Kleriker und Laien, C. Ethnien und Gentes und D. Jugend und Alter. Der Kern der Analyse besteht dabei - im speziellen - in einer genaueren Untersuchung und Interpretation bestimmter sozialer Gruppen und deren Strukturen, sowohl ihrer inneren Hierarchisierung als auch ihrer sozialen Lokalisierung, und ihrer Netzwerke, also ihrer inneren Verknüpfungen und Interaktionen, ihrer Verbindungen untereinander und in Bezug auf die Gesamtbevölkerung. Dabei sollen auch moderne sozialwissenschaftliche Methoden Anwendung finden. Bezüglich der verschiedenen sozialen Gruppen der ausgewählten thematischen Schwerpunkte kommen dabei unterschiedliche Theorien und Modelle der modernen Sozialwissenschaften zur Anwendung in der historischen Forschung. Mit Blick auf Frauen und Eunuchen haben insbesondere Fragen der Elitesoziologie und der sozialen Netzwerkanalyse eine deutliche Relevanz. Es ist zu fragen, ob diese soziale Gruppen jeweils eine eigene oder eine gemeinsame Elite bildeten oder lediglich Teil einer gesamtgesellschaftlichen Elite waren, und ob diese Gruppen eigene soziale Netzwerke entwickelten. Mit Blick auf Kleriker und Laien gewinnen Fragen der sozialen Netzwerkanalyse eine noch größere Bedeutung. Die sozialen Vernetzungen und Hierarchisierungen innerhalb dieser sozialen Gruppen sollen aufgezeigt werden und dabei die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer jeweiligen Netzwerke herausgearbeitet werden. Es soll auch gefragt werden, welche Möglichkeiten der Verflechtung, der Transformation und Integration zwischen beiden Arten von Netzwerken bestehen. Im Hinblick auf Ethnien und Gentes, die in den Quellen noch greifbaren indigenen Völkerschaften verschiedener Regionen, müssen Fragen der Identitätstheorie gestellt werden. Es ist auch zu fragen, welche Bedeutung die ethnisch-kulturelle Identität dieser Gruppen hatte und wie diese mit einer postulierten übergeordneten, römisch-byzantinischen oder christlichen Identität korrespondierte. Der thematische Schwerpunkt Jugend und Alter erfordert dagegen eine systematische Einbeziehung der archäologischen Forschung und ihrer Ergebnisse, insbesondere der Gräberarchäologie und der Altersbestimmung von Skelettfunden, um zu präziseren und besser begründeten Aussagen über die Lebenserwartung der Byzantiner oder bestimmter sozialer Gruppen zu gelangen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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