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Einfluss eines personalisierten perioperativen Blutdruckmanagements auf postoperative Komplikationen und Sterblichkeit bei abdominalchirurgischen Hochrisikopatienten: eine multizentrische, prospektive, randomisiert-kontrollierte, klinische Interventionsstudie (IMPROVE-multi)
Antragsteller
Professor Dr. Bernd Saugel
Fachliche Zuordnung
Anästhesiologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 445158321
Postoperative Komplikations- und Letalitätsraten in den ersten Wochen nach Operationen sind weiterhin sehr hoch. So beträgt die postoperative Krankenhaussterblichkeit in Zentraleuropa und in den USA noch immer ca. 2%. Postoperative Komplikationen, die stark mit postoperativer Sterblichkeit assoziiert sind, sind akutes Nierenversagen und akute Myokardschädigung. Um postoperative Komplikationen und Todesfälle zu vermeiden, müssen modifizierbare Risikofaktoren für postoperative Komplikationen identifiziert und verändert werden. Ein modifizierbarer Risikofaktor könnte die sogenannte „intraoperative Hypotonie“ – d.h. ein niedriger Blutdruck während der Operation sein. Intraoperative Hypotonie ist mit schweren postoperativen Komplikationen wie akutem Nierenversagen und akutem Myokardschaden sowie mit postoperativer Sterblichkeit assoziiert. Das der Studie zugrunde liegende medizinische Problem ist, dass bisher unbekannt ist, welcher Blutdruck-Zielwert in der perioperativen Behandlung angestrebt werden sollte, um für den einzelnen Patienten eine pathophysiologisch relevante Hypotonie zu vermeiden. In der klinischen Praxis wird derzeit ein Absolutwert des mittleren arteriellen Blutdrucks von 65 mmHg als "one-size-fits-all"-Grenzwert für alle Patienten verwendet. Die Verwendung dieses Populations-basierten Grenzwertes basiert auf den Ergebnissen von großen Datenbank-Studien. Jedoch wird bei der Verwendung dieses Grenzwertes für alle Patienten ignoriert, dass Patienten individuell unterschiedliche Blutdruckprofile aufweisen. Im Gegensatz zu einem "one-size-fits-all" Blutdruckmanagement schlagen wir das Konzept des personalisierten perioperativen Blutdruckmanagements vor. Wir wollen die Hypothese testen, dass ein personalisiertes perioperatives Blutdruckmanagement bei Hochrisikopatienten, die sich einer großen bauchchirurgischen Operation unterziehen müssen, die Inzidenz eines zusammengesetzten Endpunktes aus akutem Nierenversagen, akutem Myokardschaden, nicht-tödlichem Herz-Kreislaufstillstand und Tod innerhalb von 7 Tagen nach der Operation im Vergleich zu einem Routine-Blutdruckmanagement reduziert. Wir werden präoperativ für eine Nacht eine automatisierte Blutdruckmessung durchführen, um individuelle intraoperative Blutdruck-Zielwerte zu definieren. Die automatisierte Blutdruckmessung stellt den klinischen Goldstandard zur Bestimmung von Blutdruckprofilen dar und wurde von einer Expertengruppe kürzlich als optimale Methode zur Bestimmung des Baseline-Blutdrucks erklärt. Die Mission dieser Studie ist es, postoperative Komplikationen und Sterblichkeit nach großen Operationen maßgeblich zu senken. Die Vision ist es, diese Verbesserung im Outcome der Patienten durch die Anwendung des innovativen Konzeptes des personalisierten perioperativen Blutdruckmanagements zu erreichen. Wir erwarten, dass die Studie die derzeitige klinische Praxis verändern und verbessern wird und einen direkten Einfluss auf Leitlinien zum perioperativen Blutdruckmanagement haben wird.
DFG-Verfahren
Klinische Studien
Mitverantwortlich
Professor Dr. Frank M. Brunkhorst