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Vegetation und Pflanzennutzung in SW-Äthiopien von 50.000 BP bis heute

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446948552
 
SW-Äthiopien ist eine Region mit besonders großer biologischer und kultureller Diversität. Die montane Waldzone des Hochlandes empfängt mehr Niederschläge als das Tiefland und könnte ein Refugium für menschliche Populationen während arider Phasen im Spätquartär gewesen sein. Mit Zugang zu den großen Tieflandflüssen (z.B. dem Omo), den Seen des Rift Valley und den höheren alpinen Lagen könnte die montane Zone eine Schlüsselstellung innerhalb eines "Refugium-Netzwerkes" eingenommen haben. Bis jetzt gibt es aber keine Daten über die Paläo-Vegetation und verfügbare Ressourcen aus der montanen Zone, die es erlaubt hätten ein Modell für menschliche Aktivitäten, Mobilität und Landschaftsnutzung in der Vergangenheit zu entwickeln. Neuere archäologische Ausgrabungen in der montanen Waldzone haben Stratigraphien von ca. 400 bis > 50.000 Jahren vor heute erbracht, außerdem gut erhaltene Pflanzenreste. Schwerpunkt des Projektes ist die Rekonstruktion der Paläo-Vegetation und ihres Nutzungspotentials durch die Analyse von Holzkohlen, Phytolithen und stabilen Kohlenstoffisotopen aus drei Fundplätzen: Mochena Borago, Sodicho und Kumali, alle auf ca. 2300 m üNN gelegen. Die Proxies werden mit globalen und regionalen Paläoklimainformationen der letzten 50.000 Jahre korreliert, um die Entwicklung der Hochland-Wälder im Verhältnis zu Temperatur- und Niederschlagsschwankungen abzuschätzen. Wir werden ethnobotanischen Daten auswerten, um die Verfügbarkeit essbarer Pflanzen in den montanen Wäldern und in angrenzenden Vegetationstypen zu bewerten. Ein Schwerpunkt des Projektes ist der potentielle Einfluss des Menschen auf die Vegetation, vor allem durch menschengemachte Buschfeuer. Diese könnten schon im Spätpleistozän zum Verhaltensrepertoire des Homo sapiens gehört haben, um das Nutzungspotential durch die Schaffung mosaikartiger Landschaftstypen zu erhöhen. Vier zentrale Fragen stehen im Mittelpunkt des Projektes: 1) War der afromontane Wald durchgängig im Spätpleistozän vorhanden, oder wurde er während kälterer und arider Phasen, zumindest teilweise, durch offene Vegetationstypen ersetzt? 2) Welche Vegetation herrschte nach dem Ende der African Humid Period um 5500 BP – afromontane Wälder oder offene Vegetationstypen unter zunehmendem menschlichen Einfluss? 3) Wie haben menschengemachte Buschfeuer zur Entstehung und dem Erhalt offener Vegetation beigetragen? 4) Welche Hauptnahrungspflanzen waren in den naturnahen und gestörten Wäldern sowie in den angrenzenden Vegetationszonen unter verschiedenen Klimabedingungen verfügbar?Das interdisziplinäre Projekt wird in enger Zusammenarbeit zwischen Partnern aus Deutschland, Äthiopien, USA und Großbritannien durchgeführt. Neben der wissenschaftlichen Kooperation ist ein wichtiger Schwerpunkt capacity building an der Universität Addis Abeba.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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