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Scham als performativer narrativer Affekt in automedialen Praktiken britischer Autor_innen mit „Behinderungen“ und „psychischen Leiden / Belastungen“
Antragstellerin
Professorin Dr. Katrin Röder, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447802653
Dieses Projekt untersucht Scham/Beschämung als performativen narrativen Affekt in zeitgenössischen (1981-2020, im Fortsetzungsantrag 1981-2022) automedialen Praktiken (in verbalen und graphischen Autobiographien, persönlichen Youtube-Videoblogs, einer auf Video aufgezeichneten Performance und einem Blog) von hauptsächlich britischen (und im Projekt des Fortsetzungsantrags anglophonen indischen) Autor_innen mit unterschiedlichen körperlichen, sensorischen und kognitiven „Behinderungen“ und „psychischen Leiden“. Die Autor_innen stammen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, sind unterschiedlicher ethnischer Abstammung und haben verschiedene sexuelle Orientierungen. Meine Analyse untersucht Scham/Beschämung als performativen narrativen Affekt und kombiniert Ansätze der Disability-, Gender-, Affekt- und Autobiographieforschung sowie der Medienwissenschaften. Sie zeigt, dass die in automedialen Praktiken produzierten kulturellen Repräsentationen von Autor_innen mit „Behinderungen“ und „psychischen Leiden“ nicht (wie oft suggeriert) durch narrative Prozesse erzeugt werden, in denen die Erzähler_innen ihre durch Medikalisierung und entwertende, stigmatisierende Reaktionen des sozialen Umfeldes erzeugte Scham überwinden. Stattdessen verdeutlicht mein Projekt, dass die von mir ausgewählten automedialen Praktiken durch den Einfluss von Scham/Beschämung geformt, verbreitet und rezipiert werden und dass mit Hilfe dieser Erzählstrategie intersektionale stigmatisierende Formen der Interpellation im Zusammenhang mit kulturellen und sozialen Konstruktionen von „Behinderungen“, „psychischen Leiden“, „Weiblichkeit“, Ethnizität und sexuellen Orientierungen sichtbar gemacht und in Frage gestellt werden können. Automediale Praktiken, die Scham/Beschämung als performative affektive Erzählstrategie nutzen, können poietische, interdiskursive, dialogische, intertextuelle, hybride und interaktive Artefakte erzeugen, die wiederum fragile, konflikthafte affektive („gefühlte“) Verbindungen zwischen kulturellen Texten, Medien, Leser_innen und Zuschauer_innen sowie im Kontext zunehmend personalisierter Formen von politischem Engagement auch affektive Gemeinschaften und Öffentlichkeiten entstehen lassen. Um die affektive Wirkung narrativer Ereignisse und Szenen der Scham/Beschämung zu untersuchen, analysiere ich digitale Leser_innenrezensionen zu den von mir für das Projekt ausgewählten verbalen und graphischen Autobiographien sowie Zuschauer_innenkommentare zu dem von mir für das Projekt ausgewählten Blog und den von mir ausgewählten Videoblogs. Die Resultate meiner Studie werde ich in Online-Datenbanken archivieren, um sie schnellstmöglich Forscher_innen zugänglich zu machen. Ich werde meine Forschungsergebnisse auf einem von mir organisierten Workshop, während meines geplanten Forschungsaufenthalts und meiner Teilnahme an einer internationalen Konferenz präsentieren und in Form einer Monographie veröffentlichen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen