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Auf was können wir uns einigen? Theoriebildung und Modellierung von Friedensvertragsinhalten, Kompromissbereitschaft und deren Einfluss auf bewaffneten innerstaatlichen Konflikt

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 448508600
 
Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass Friedensabkommen in bewaffneten innerstaatlichen Konflikten dann besonders stabilisierend und befriedend wirken, wenn diese Abkommen spezifische Themen regulieren, wie beispielsweise Powersharing, Verteilungsgerechtigkeit und Mechanismen zum Informationsaustausch. Allerdings gibt es nur sehr wenige Forschungsarbeiten, die untersuchen, unter welchen Umständen bestimmte Inhalte in Friedensabkommen Einzug halten. Bisher erforscht nur eine sehr kleine Zahl von Studien, wann einzelne Bestimmungen in Friedensverträgen festgeschrieben werden. Jedoch beziehen sich diese Arbeiten kaum aufeinander und die Ergebnisse sind nicht in der Lage, den vollständigen Inhalt der Abkommen zu erklären. Somit fehlt ein übergreifender theoretischer und empirischer Ansatz, der erklärt wann und wie Akteure in zentralen und mutmaßlich kontroversen Themengebieten Kompromisse erzielen können. Zudem haben wir nur wenig Evidenz welche Variablen den Inhalt von Friedensabkommen beeinflussen. Dies hat zur Folge, dass die aktuelle Forschung möglicherweise Endogenitätsprobleme ignoriert, die potentiell die bestehenden Schlussfolgerungen, dass spezifische Vertragsinhalte wesentlich zum Frieden beitragen, untergraben. Das beantragte Projekt greift diese Forschungslücke auf und entwickelt eine umfassende theoretische Perspektive auf Friedensverhandlungen, Vertragsinhalte und deren Effekte auf Konfliktverhalten in bewaffneten innerstaatlichen Konflikten. Hierfür verbindet und erweitert es Ergebnisse der Mediations- und Friedensvertragsforschung sowie desaggregierter Mikrostudien der Bürgerkriegsliteratur. Der vorgeschlagene Theorieansatz verallgemeinert Einblicke der Mediationsforschung und argumentiert, dass die Kompromissbereitschaft der Konfliktparteien eine zentrale, bisher jedoch unbeobachtete Variable ist, die den Inhalt und die Auswirkungen von Friedensabkommen beeinflusst. Das Projekt betritt empirisches Neuland, indem es aus dem theoretischen Ansatz heraus ein Messmodell entwickelt, welches die latente Kompromissbereitschaft in über 1500 weltweiten Bürgerkriegsabkommen quantifiziert. Diese neue Datenbasis ermöglicht es, die empirischen Vorhersagen unserer theoretischen Perspektive zu testen: Zunächst untersuchen wir, wie die akute militärische Situation sowie der Einfluss von Drittparteien die Kompromissbereitschaft der Konfliktakteure verändert und Friedensvertragsinhalte beeinflusst. Zweitens analysieren wir, ob die in Friedensverhandlungen offenbarte Kompromissbereitschaft sowie die tatsächlichen Abkommensinhalte es ermöglichen, späteres Konflikt- sowie Verhandlungsverhalten zu erklären. Abschließend nutzen wir die neu gewonnenen empirischen Erkenntnisse, um die Schlussfolgerungen aktueller Friedensabkommensforschung zu überprüfen und die möglichen Kausalmechanismen zu bestimmen, wie einzelne Vertragsinhalte Friedensabkommen stabilisieren können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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