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The Hurrian Texts from Emar – an Example of Knowledge Transfer in a Multilingual Environment

Subject Area Egyptology and Ancient Near Eastern Studies
Term from 2020 to 2023
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 448580781
 
Final Report Year 2023

Final Report Abstract

Im Rahmen des Projekts wurden die spätbronzezeitlichen, aus der nordsyrischen Stadt Emar stammenden hurritischen Texte, die vor allem Sammlungen von Omen der Extiszipin und ornithoskopischen Omen umfassen, detailliert untersucht und philologisch kommentiert. Dies führte zu einer erstmaligen Übersetzung großer Teile dieser Texte. Die Ergebnisse des Projekts tragen nicht nur zur Verbesserung der Kenntnis des Hurritischen sowohl in grammatikalischer als auch lexikalischer Hinsicht bei, sondern erlauben erstmals eine umfangreichere Einordnung der hurritischsprachigen Omenliteratur, deren Existenz zwar durch Texte aus der hethitischen Hauptstadt Ḫattuša/Boğazköy bekannt war, wobei der äußerst fragmentarische Zustand jener hurritischen Omentexte kaum belastbare Aussagen zur hurritischen Omenüberlieferung zuließ. Durch den Vergleich der Texte aus Emar mit jenen aus Ḫattuša/Boğazköy und der akkadischsprachigen, aber teilweise von hurritischen Kulturelementen geprägten Omentexte aus dem spätaltbabylonischen Tigunānum sowie dem dort verorteten Fragment eines hurritischen Omentextes konnte erstmals eine These zur Einordnung der hurritischen Omentradition erarbeitet werden. Danach handelt es sich um eine eigene, aus der syrisch-obermesopotamischen Omentradition, bei der Aleppo eine zentrale Rolle gespielt haben dürfte, hervorgegangene Tradition, die charakteristische Eigenheiten aufweist, die sie von der akkadischsprachigen Überlieferung unterschiedet, d. h., die hurritischen Omentexte sind keineswegs nur eine bloße Übersetzung akkadischer Texte. Dieses Ergebnis passt auch zu dem Umstand, dass die hurritischen Omentexte aus Emar keinerlei Verbindung zu den dortigen akkadischsprachigen Extiszipin-Texten aufweisen. Des Weiteren war es möglich, durch eine detaillierte Betrachtung des Syllabars, bestimmter Zeichenvarianten, Schreibweisen und des Layouts der Tafeln in den Emar-Texten unterschiedliche Schreiber- bzw. Schreibergruppen zu isolieren. Zusammen mit der Bestimmung von „Stichwortlisten“, parallelen Abschnitte zwischen unterschiedlichen Texten und mehrere Tafeln umfassenden Sammlungen konnten Einblicke in die Arbeitsweise der Gelehrten gewonnen werden. Als Teil einer umfangreichen Überlieferung, zu der hauptsächlich akkadischbzw. sumerischsprachigen Gelehrtentexte gehören, die aus dem gleichen Haus M 1 stammen wie die hurritischen Texte, fügen sich diese hurritischen Texte in das Bild eines Umfeldes ein, das keilschriftliches Wissen sammelte und verarbeitete. Die Frage nach der Sprachkompetenz der Schreiber ist zwar schwer zu beantworten, doch lassen sich einige Fehler durchaus so interpretieren, dass zumindest der ein oder andere Schreiber Probleme beim Verständnis des Hurritischen gehabt haben könnte.

 
 

Additional Information

Textvergrößerung und Kontrastanpassung