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Micro-cues der Sprachevolution: ein multi-faktorielles Modell zum Verlust von V2 in der Zentralromania

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449439301
 
Warum existiert Sprachwandel? Wie wird aus einer völlig funktionstüchtigen Sprachen wie etwa Latein Französisch oder Italienisch? Was sagt der Wandel zentraler Eigenschaften wie Wortstellung über kognitive Mechanismen die Sprachwandel ermöglichen aus? Diese fundamentalen Fragen beantwortet dieses Projekt mittels einer neuen rekonstruktiven Methode und eines multifaktorischen Modells. Während die Standard-Vorgehensweise in der Sprachwandelforschung verschiedene Textytypen aus verschiedenen Regionen aggregiert, um Kurven des Sprachwandels daraus abzuleiten, berücksichtigt unsere Calibrated Method (CaM) Variation indem sie Daten nach Text-Typus sowie Herkunft gruppiert, um stabile Bekundungen des Sprachwandels zu identifizieren.Durch Exklusion nicht-struktureller Variationsfaktoren werden regelmäßigere Kurven des Sprachwandels erfasst und können kausale Modelle formuliert und evaluiert werden. Als Pilottest für CaM dient die Untersuchung des Verb-Zweit-Stellung-Verlusts, der Französisch und Italienisch charakterisiert. Ein spezifischer Texttypus welcher untersucht wird stammt aus der Normandie und Venezien, beginnend mit den ältesten Texten bis 1550. Untersuchungen im extended bilingual corpus (welcher öffentlich zugänglich gemacht wird), liefern Evidenz für ein neues, multifaktorisches Sprachwandelmodel (MuM). Ausgangspunkt sind cues, die abstrakte Eigenschaften wie Wortstellung erlernbar machen (Lightfoot 2009): Es folgt, dass Sprachwandel in diesen Konfigurationen Stellenwert und Distribution der relevanten Wortstellung beeinflussen. Die cues, ausgewählt aus vorhandenen Forschungsarbeiten, sind das Asservationspartikel si und die Objekt-Verb Stellung. Wandel im Verhalten der cues sollte demzufolge den Verlust der Verbzweitstellung voraussagen, wie durch die quantitative und qualitative Evolution jedes Phänomens gemessen wurde.Die Verifikation der Prognosen unseres Modells wird durch die Identifikation von Aufkommen, Annotation ihrer morpho-syntaktischen Eigenschaften und Verwendung von korrelativen Methoden gewährleistet, welche auf die Verwendungsrate in der Periode angewandt wurden. Die Ergebnisse von MuM und CaM bieten 1. komparatives Verhalten und Chronologie eines bedeutenden grammatischen Wandels in zwei eng verwandten Sprachen, 2. Identität, Verlauf und Ausmaß des Einflusses der cues die diesen Wandel auslösen und 3. Assessment der Validität kausaler Modelle von Sprachwandel im Kontext von Wortstellungsphänomenen allgemein.Das Risiko (Erstellen eines annotierten Korpus von Texten spezifischen Typus und regionaler Herkunft für zwei Sprachen im Verlauf von 300 Jahren) steht einem ungleich höheren Gewinn entgegen: Optimierung von Forschungsmethoden und signifikanter Fortschritt im Verständnis von Sprachwandel.Synergiebildung aus der Expertise beider Seiten zur Entwicklung eines genaueren konzeptuellen Rahmen ermöglicht uns der Beantwortung der Frage, wie grammatischer Wandel möglich ist, bedeutend näher zu kommen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
 
 

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