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Theokrits 'Herakliskos' (eid. 24). Einführung, Text, Übersetzung, Kommentar.
Antragsteller
Professor Dr. Hans Bernsdorff
Fachliche Zuordnung
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung
Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449839861
Ziel ist die Kommentierung eines zentralen Texts der griechischen Poesie für Oxford University Press. Er stammt aus der ersten Hälfte des 3. Jhd. v. Chr. und gehört damit der hellenistischen Epoche an, deren Dichtung einen beträchtlichen Einfluss auf die literarische Produktion späterer Zeiten ausgeübt hat. Hervorzuheben ist hier die augusteische Dichtung der Römer (im Falle Theokrits vor allem Vergil), aber auch die europäische der Neuzeit. Die Erforschung der hellenistischen Poesie hat in den letzten drei Dekaden einen enormen Aufschwung erfahren, wobei neue Perspektiven eröffnet wurden, etwa auf einen möglichen ägyptischen Bezugsrahmen dieser z. T. im ptolemäischen Alexandria entstandenen Poesie.Theokrits 24. Idyll versucht, die heroische Karriere des Herakles in 172 Hexametern zu umfassen. Dabei findet eine Konzentration auf die erste Tat des Säuglings statt: das Erwürgen der von Hera geschickten Schlangen. Aufgrund dieser Fokussierung auf die attraktiven Themen von Kindheit und häuslicher Sphäre, die eine Miniaturisierung des Heroischen bewirkt, gehört der Text zu den populärsten der hellenistischen Dichtung, um so mehr, als er gemeinhin als ein Paradefall gilt, der typische Züge der Ästhetik dieser Epoche in sich vereinigt.Daher überrascht es, dass bislang ein angemessener ausführlicher Kommentar zu dem Text fehlt. Der monumentale Theokrit-Kommentar von A. S. F. Gow ist für die Diskussion textkritischer und exegetischer Probleme nach wie vor unverzichtbar, aber mittlerweile fast 70 Jahre alt. Seine Interessen unterscheiden sich daher teilweise von denen der heutigen Leser. Der bislang einzige Versuch, das Gedicht in einem detaillierten Kommentar zu behandeln, bleibt unbefriedigend. Nachdem andere Idyllen des Theokrit in jüngerer Zeit kompetente Kommentatoren gefunden haben, ist es an der Zeit, den Herakliskos zum Gegenstand einer detaillierten Erklärung zu machen. Die Beschränkung auf eine relativ kleine Anzahl von Versen erscheint sinnvoll, um der hohen Komplexität des Gedichts gerecht zu werden.Die allgemeinen Ziele des neuen Kommentars sind:(i) neuere Methoden und Werkzeuge der Interpretation (z. B. Narratologie, Intertextualität, strukturalistische Analyse) auf den Herakliskos anzuwenden;(ii) die Ergebnisse der jüngsten Forschung über hellenistische Poesie kritisch zu nutzen und sie dem Leser eines einzigen Textes zugänglich zu machen;(iii) Berücksichtigung neuer Textzeugen (auf Papyrus, Stein oder mittelalterlicher Codices) zur Erstellung eines neuen Textes der Herakliskos selbst. Neue Erkenntnisse im Bereich verwandter Texte (z. B. die Epigramme des Poseidipp auf der Mailänder Papyrusrolle) können bei der Interpretation hilfreich sein;(iv) Einbeziehung der Ergebnisse der jüngsten Forschung in verwandten Disziplinen wie der Alten Geschichte, der Klassischen Archäologie, der Ägyptologie und der Religionsgeschichte.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen