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Die Transformation von Ordnungen: Wie 'Indo-Pazifische' Geopolitik den maritimen Raum rekonstruiert und die seerechtlichen Normen der territorialen Souveränität und der Freiheit der Meere verändert

Antragsteller Christian Wirth, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Asienbezogene Wissenschaften
Humangeographie
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 449899997
 
Der zunehmende Einfluss sich schnell entwickelnder Staaten wie China und Indien auf die Gestaltung internationaler Politik wird allgemein anerkannt. Wie sich diese, als historisch bedeutend wahrgenommene Transformation der internationalen Ordnung(en) auf die Weise auswirkt, wie die Welt im 'Asiatischen Jahrhundert' regiert werden wird, bleibt jedoch umstritten. Besonders Chinas Verstrickungen in diverse territoriale Streitigkeiten und Konfrontationen mit den USA über die Freiheit der Schifffahrt werden als Beweis dafür angesehen, dass aufstrebende Mächte zentrale Normen der bestehenden Ordnung, wie sie zum Beispiel im UN Seerechtsübereinkommen niedergeschrieben sind, neu zu definieren versuchen. Der erneute, starke Fokus auf die Ozeane stellt jedoch ein grösseres Phänomen dar. Chinas Entdeckung der maritimen Ressourcen als Wachstumsmotor zur Erreichung seines langfristigen Ziels der 'Nationalen Verjüngung', auch mittels der neuen maritimen Seidenstrasse, wurde durch das strategische Denken anderer Akteure beeinflusst und hat seinerseits Konsequenzen für deren Handeln. Auch die USA, Japan, Australien und Indien sehen die Ozeane als Räume mit grossen Potenzialen zur Stärkung nationaler Volkswirtschaften und Räume voller Gefahren für die nationale Sicherheit. Ebenso hat die Europäische Union die 'blaue Wirtschaft' für sind entdeckt und unternimmt Anstrengungen die maritime Konnektivität in den Indischen und Pazifischen Ozeanen durch die Stärkung der sogenannten regel-basierten Ordnung zu schützen.Die zunehmenden Spannungen zwischen globalen Waren- und Informationsflüssen für welche die Norm der Freiheit der Meere steht und nationalen Identitäten wie sie die Norm der territorialen Souveränität der Staaten verkörpert, macht Indo-Pazifische maritime Politik zu einer geeigneten Perspektive für die Erforschung sich verändernder internationaler Ordnungen. Deshalb untersucht diese Studie die Phänomene (1) sich verhärtender Fronten in territorialen Streitigkeiten, (2) der Expansion staatlicher Machtausübung in den Meeren mit Hilfe ausschliesslicher Wirtschafts- und anderen Zonen, und (3) der idellen Verbindung und Militarisierung der Indischen und Pazifischen Ozeane durch Anstrengungen zum Schutz sogenannter Schiffahrtswege. Gesamtheitlich betrachtet, werfen diese Entwicklungen die zentrale Forschungsfrage auf, wie internationale Normen den maritimen Raum strukturieren und wie die soziale Rekonstruktion dieses Raumes ihrerseits die Interpretation und Anwendung solcher Normen beeinflusst. Diese Thematik soll anhand folgender spezifischer Fragestellungen bearbeitet werden: 1) Wie wurden die Normen der Freiheit der Meere und der territorialen Souveränität zur Zeit der Unterzeichung des VN Seerechtsabkommens defininert, 2) wie hat sich die Praxis der wichtigsten Staaten im Indo-Pazifik bis heute entwickelt, und 3) wie hat diese Entwicklung die Wahrnehmungen der internationalen Ordnung und der Rolle des Seerechts beeinflusst.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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