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Organisationales Lernen und Gedächtnispraktiken (OLGEPRA). Die Rekonstruktion organisationaler Gedächtnispraktiken und deren Bedeutung für organisationales Lernen im Vergleich zweier Organisationstypen.
Antragstellerin
Professorin Dr. Anja Mensching
Fachliche Zuordnung
Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450894669
Das im Folgenden dargestellte Forschungsvorhaben versteht sich als Beitrag zur Weiterentwicklung bisheriger Konzeptionen organisationalen Lernens in der Organisationspädagogik und deren Fundierung in einer empirischen Analyse organisationaler Gedächtnispraktiken. Dabei fokussiert es auf originär organisationale Lernprozesse, die nicht ‚in den Köpfen’ der Organisationsmitglieder verortet werden, sondern Lernen und Wissen von Organisationen betreffen und sich über die Veränderung von Regeln bzw. über regelmäßige Praktiken erfassen lassen. Durch die Verknüpfung einer systemtheoretischen mit einer praxeologischen Perspektive soll theoretisch geklärt und empirisch analysiert werden, wie organisationale Gedächtnispraktiken in Organisationen unterschiedlichen Typs aus organisationalen Lernprozessen resultieren und diese zugleich beeinflussen. Erreicht werden soll dies durch eine qualitativ-rekonstruktive Analyse des Zusammenspiels von kommunikativen (expliziten) und konjunktiven (impliziten) Gedächtnispraktiken. Während es sich auf kommunikativer Ebene dabei eher um Gedächtnisleistungen handelt, die auf aktenförmiges Material (wie z. B. Datenverarbeitungssysteme, Besprechungsprotokolle, Beschlüsse, etc.) verweisen, geht es auf der Ebene des konjunktiven Gedächtnisses um die selbstverständlich eingespielten Alltagspraktiken und die durch implizite Orientierungen geprägte Verwendung der expliziten Wissensbereiche. Das Projekt interessiert sich dabei in vergleichender Perspektive für die Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Zusammenspiels dieser Gedächtnismodi im Hinblick auf organisationale Lernprozesse in zwei unterschiedlichen Organisationstypen. Untersucht werden sollen zwei Organisationen, die sich an den Logiken zweier differierender Funktionssysteme orientieren: einerseits wird eine Organisation in den Blick genommen, die Lernen zu ihrem expliziten Organisationsziel erhoben hat (eine pädagogische Einrichtung, deren Fokus auf Lehr-Lern- bzw. Bildungszusammenhängen liegt) und andererseits wird eine Organisation aus dem Wirtschaftssystem untersucht, der es primär um Gewinnmaximierung geht (Unternehmen). Die Untersuchung erfolgt durch die Erhebung unterschiedlicher Datenmaterialien (teilnehmende Beobachtungen, narrative Interviews, organisationsinterne Dokumente) und deren Analyse mittels der dokumentarischen Methode der Interpretation auf der Grundlage der Unterscheidung von kommunikativen (expliziten) und konjunktiven (impliziten) Gedächtnispraktiken. Dieses methodische Vorgehen ermöglicht zahlreiche intra- und interorganisationale Komparationen und eröffnet eine mehrdimensionale Typenbildung mit Blick auf die Generalisierung der Projektergebnisse. Auf diesem Weg soll die Forschungslücke einer empirisch anschlussfähigen (organisations)pädagogischen Konzipierung von organisationalem Gedächtnis und der bisher ungeklärten Bedeutung organisationaler Gedächtnispraktiken für das Lernen von Organisationen geschlossen werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen