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Modellierung von Agrarmärkten nach einem exogenen Schock

Antragsteller Dr. Gunnar Breustedt
Fachliche Zuordnung Agrarökonomie, Agrarpolitik, Agrarsoziologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450972705
 
Im beantragten Projekt wird ein neuer Modellierungsansatz für exogene Schocks auf Agrarmärkten entwickelt. Die agentenbasierte (AB) Modellierung erlaubt Analysen darüber, unter welchen Bedingungen und wie schnell ein Markt nach einem Schock ein neues Gleichgewicht bzw. einen neuen gleichgewichtsanalogen Zustand findet. Zudem wird untersucht, mit welchen Eingriffen in den Markt durch einen Schock verursachte Wohlfahrtsverluste der Marktteilnehmer reduziert werden können.Dieser Problemkomplex kann mit den gängigen Gleichgewichtsansätzen der Marktmodellierung –Walrasianischer Auktionator und Spieltheorie mit Nash-Gleichgewicht – bestenfalls nur partiell analysiert werden. Der Grund liegt auf der Hand: Mit Gleichgewichtsmodellen kann man nicht untersuchen, wie sich der Markt außerhalb eines Gleichgewichtes – also z.B. nach einem Schock – verhält. Der hier vorgeschlagene Ansatz benötigt einen Ersatz für das übliche Gleichgewichtskonzept. Hierzu erscheint das Konzept der Homöostase aus der Medizin vielversprechend. Für die Marktphase nach einem Schock, die in eine (gleichgewichtsanaloge) Homöostase mündet, erscheint das Konzept der Allostase vielversprechend. Ein makroökonomisches AB Modell von Lengnick (2013) erscheint als ein guter Startpunkt für die hier vorgeschlagene Modellierung. Es sollte aber vereinfacht werden zu einem Partialmodell für einen Agrarmarkt, der andere Märkte in der Volkswirtschaft nicht wesentlich beeinflusst. Zudem sollten die Beziehungen der Marktteilnehmer so einfach sein wie in Dynamic matching and bargaining games (DMBG) (Rubinstein und Wolinsky (1985) oder Lauermann (2013)), allerdings mit wiederholten Anpaarungen von Anbietern und Nachfragern. DBMG sind Partialmodelle ohne zentralen Koordinationsmechanismus. In Vorarbeiten wird in einem Basismodell nach verschiedenen exogenen Schocks bereits ein stabiler Marktzustand plausibel erreicht. Darauf aufbauend sollen zunächst Homöostase und Allostase für einen Markt definiert und für die AB Markt-Simulationen operationalisiert werden. Danach soll unter Berücksichtigung von Pflanzenwachstumszeit und Lagerhaltung ein Getreidemarkt mit Schocks modelliert werden. Anschließend werden interdependente Märkte wie Ferkel- und Schlachtschweinemarkt bzw. Milch- und Kälbermarkt mit Schocks simuliert. Zudem werden verschiedene Politiken zur verbesserten Anpassung (im Sinne einer Reduktion von Wohlstandsverlusten) der Marktteilnehmer nach einem Schock vergleichend simuliert, wie z.B. Preismelde- und -informationssysteme, öffentliche Lagerhaltung, Marktabschottung, Marktintegration. Abschließend wird als Schock eine technologische Innovation, die die Transaktionskosten und Informationsunterschiede zwischen den Teilnehmern auf Agrarproduktmärkten in Entwicklungsländern reduziert hat, nämlich die Einführung von Mobiltelefonen, simuliert. Wie ändert diese Innovation den Wohlstand, seine Verteilung auf dem Markt sowie dessen Struktur, verlieren bspw. Zwischenhändler an Bedeutung?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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