Detailseite
Projekt Druckansicht

Auswirkungen des marktbasierten Naturschutzes auf das kulturelle Kapital der indigenen Völker Amazoniens

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Andrés Gerique; Professorin Dr. Silke Jansen
Fachliche Zuordnung Humangeographie
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 451071851
 
Tropische Wälder weisen eine einzigartige biologische Vielfalt auf und bilden die Lebensgrundlage für 1,6 Milliarden Menschen. Diese Hotspots der Biodiversität sind zudem Gebiete mit einer hohen Sprachendichte. Dennoch sind sie durch die Ausbeutung natürlicher Ressourcen gefährdet. Um dem entgegenzuwirken, werden Payments for Ecosystem Services (PES) weltweit eingesetzt. Solche marktbasierten Instrumente bieten Anreize für die lokale Bevölkerung, die Biodiversität zu erhalten. PES-Forschung hat sich bisher auf die Analyse der soziopolitischen Konsequenzen oder der finanziellen und ökologischen Wirksamkeit konzentriert. Die Auswirkungen auf die lokale Kultur haben kaum Aufmerksamkeit erhalten, obwohl dieser Aspekt essenziell ist, um Naturschutzinstrumente ohne negative Folgen zu gestalten. Wir argumentieren, dass die Abholzung durch PES zwar potenziell auf kostengünstige und faire Weise umgekehrt werden kann, dabei aber auch kulturelle Praktiken und die Funktionalität der teilnehmenden Gemeinschaften in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen von marktbasiertem Naturschutz auf das kulturelle Kapital der indigenen Völker besser zu verstehen. Die Hypothese lautet, dass dieser Naturschutz das kulturelle Kapital der indigenen Bevölkerung verändert. Die Auswirkungen von marktbasiertem Naturschutz sollen in Bezug auf zwei ineinandergreifende Aspekte des kulturellen Kapitals von Völkern Amazoniens analysiert werden: traditionelles Wissen über die Nutzung des Waldes und mehrsprachige Repertoires. Die Studie soll bei den Zápara durchgeführt werden, ein fast isoliertes indigenes Volk aus dem ecuadorianischen Amazonas, das an einem PES-Programm teilnimmt und neben Kichwa auch Relikte ihrer traditionellen Sprache sowie zunehmend auch das Spanische spricht. Dieses Vorhaben ist innovativ, da es anstrebt, diese Forschungslücke durch die Kombination geographischer und linguistischer Forschungsansätze zu verkleinern. Im Fokus des Projektes stehen Änderungen in der Lebensgrundlage der Zápara, insbesondere in den für ihre Kultur zentralen Bereichen Landwirtschaft und Waldnutzung. Dabei geht es vor allem um die Ethnobotanik und das multilinguale Repertoire in Bezug auf die natürliche Umwelt und Existenzmöglichkeiten, mit einem Schwerpunkt auf den wenigen noch lebenden Sprechern des Zápara. Es sollen Daten zu PES-Investitionen sowie vergangenen und aktuellen Praktiken der Landnutzung gewonnen werden, ebenso wie zu den damit zusammenhängenden räumlichen und sprachlichen Änderungen. Ausgehend von Methoden zur Analyse der Integration der indigenen Bevölkerung in die Marktwirtschaft soll die Verflechtung mit der Außenwelt und ihre sprachlichen Auswirkungen seit der Einführung von PES untersucht werden. Durch Selbsteinschätzungen sollen auch Daten zu sprachlichen Kompetenzen und Sprachwahl in verschiedenen kommunikativen Kontexten, die sich direkt oder indirekt von der Anwendung von PES ableiten, gesammelt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Ecuador
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung