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Die neotektonische Entwicklung der Osning Störungszone abgeleitet aus oberflächennahen reflexionsseismischen Daten
Antragstellerin
Dr. Sonja Wadas
Fachliche Zuordnung
Physik des Erdkörpers
Paläontologie
Paläontologie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 451088796
Neotektonik kann ein großes Georisiko darstellen, und ist von wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz, z.B. bei der Erdbebenrisikoabschätzung und der Endlagerstandortsuche. In Norddeutschland, einer immer noch als aseismisch eingestuften Region, ist über Neotektonik wenig bekannt, weil es kaum geeignete Aufschlüsse gibt bzw. Störungen häufig von Sedimenten überdeckt sind.Um die neotektonische Aktivität besser zu verstehen sind Untersuchungen von rezent aktiven Störungszonen, wie dem Osning Lineament (OL), erforderlich. Am OL ereigneten sich in den letzten 400 Jahren drei historische Erdbeben und das Beben von 1612 zerstörte auch Gebäude in Bielefeld. Das OL hat im Vergleich zu vielen anderen Störungen in Norddeutschland eine Sonderstellung. Die Störungen des OL reichen bis ins Grundgebirge, wohingegen im Norden des Niedersächsischen Beckens die meisten Störungen vom Grundgebirge entkoppelt sind. Zudem fällt das OL nach NE ein und daher zeigt der Vektor der Störungsfläche in Richtung des ehemaligen Gletschers, was die Interaktion zwischen GIA und den Störungen erklären könnte. Überdies wurde das OL bereits reaktiviert, was weitere Bewegungen entlang der Störungen begünstigen könnte.Für ein besseres Verständnis der neotektonischen Entwicklung des OL, insbesondere aufgrund der begrenzten Aufschlussverfügbarkeit, ist der Einsatz oberflächennaher Geophysik, die am OL bisher nicht genutzt wurde, unerlässlich. Diese bestehen aus einer Kombination von 2D P- und SH-Wellenreflexionsseismik. Die P-Wellenseismik allein kann aufgrund der meist geringen Auflösung im oberflächennahen Bereich dortige Strukturen oft nur unzureichend abbilden, aber diese Lücke kann mit der SH-Wellenseismik, die auch in geringer Tiefe eine sehr hohe Auflösung bietet, geschlossen werden. Die Seismik wird kombiniert mit Radar, um Deformationsmerkmale auf subseismischer Skala zu untersuchen, und Sedimentdatierungen, um den Zeitpunkt der Störungsbewegung abzuleiten.Es soll untersucht werden wie Informationen über Deformationsmerkmale in der Tiefe das Verständnis der Wechselwirkung zwischen Gletschern und den Störungen des OL ergänzen. Dazu gehört auch die Bewertung der Übertragbarkeit von Beobachtungen aus Untergrunduntersuchungen auf die Oberfläche, und, ob Radar geeignet ist um die Abbildungslücke zwischen P-Wellen-Seismik, S-Wellen-Seismik und Aufschlussskala zu schließen. Darüber hinaus soll der lokale Einfluss der Störungsgeometrie auf die Spannungsverteilung und die Störungsreaktivierung untersucht werden, indem z.B. der Zeitpunkt der Reaktivierung und das bekannte regionale Spannungsfeld den glazialen Ereignissen gegenübergestellt werden.Die Hauptziele dieses Projekts bestehen in der Rekonstruktion der neotektonischen Entwicklung des OL (strukturelle & physikalische Analyse, Historische- & Paläoerdbeben, Interaktion von GIA & Tektonik) und der Bewertung, inwiefern die Neotektonik-Forschung von der Nutzung oberflächennaher Geophysik profitieren kann.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professor Dr. Gerald Gabriel; Dr. Ulrich Polom; Dr. David Tanner