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Genus-Kopie im Kontaktvergleich

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 451922097
 
Das Projekt stellt die Frage, ob das Verhalten von grammatischem Genus im Sprachkontakt wiederkehrende Muster zeitigt, sodass es möglich wird, Generalisierung und Hypothesen aufzustellen. Dieser Forschungsgegenstand ist sowohl für die kontaktlinguistische Theorie als auch für das typologisch ausgerichtete Forschungsprogramm im Bereich des grammatischen Genus von Interesse. Im Unterschied zur Mehrheit der bisherigen Untersuchungen zu grammatischem Genus im Sprachkontakt betrachtet das Projekt die Phänomene gemäß den Prinzipien des Sprachvergleichs. D.h. dass mehrere binäre Sprachkontaktsituationen und ihre für grammatisches Genus relevanten Effekte werden miteinander verglichen, um Ähnlichkeiten und Unterschiede innerhalb des Samples festzustellen. Um zu bestimmen, ob die Regeln der Replikasprache oder die der Quellsprache dafür entscheidend sind, wie Lehnwörter in das replikasprachliche Genussystem integriert werden, werden dreißig asymmetrische koterritoriale Langzeitkontaktszenarien miteinander verglichen, die jeweils eine prestigebehaftete "große" Sprache (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch) und eine ihr untergeordnete "kleine" Sprache (verschiedene keltische Sprachen, verschiedene Romani-Sprachen, Polabisch, Nehrungskurisch, Elsässisch, Ketisch, Moldauisch, nordwest- und nordostkaukasische Sprachen sowie albanische, griechische und slawische Varietäten, die in Italien gesprochen werden) umfassen. Sowohl die Quell- als auch die Replikasprache ist mit (unterschiedlich organisierten) Genussystemen ausgestattet. Die Leitfrage ist, in wie weit diese Szenarios Genus-Kopie reflektieren. Als Gegenprobe wird anhand der Integration von indoeuropäischen Lehnwörtern in das binäre Genussystem des Modernen Hebräisch überprüft, ob Genus-Kopie nur typisch für asymmetrische Kontakte ist. Andere interessante Frage, die sich mit dem Projekt verbinden, sind: Spielt es bei der Lehnwortintegration eine Rolle, wenn Quell- und Replikasprache unterschiedliche viele Werte innerhalb der Kategorie Genus unterscheiden? Macht es einen Unterschied, ob eine der Sprachen ein rein semantisch organisiertes Genussystem hat, die andere aber ein gemischt semantisch-formales? Besitzt es Relevanz für die Lehnwortintegration, wenn sich Quell- und Replikasprache auf dem Parameter der Basis (sexus-basiert ggü. nicht-sexus-basiert) ihrer Genussysteme unterscheiden? Die obigen Fallstudien werden durch eine cross-linguistische Sammlung von Bemerkungen zum Verhalten von grammatischem Genus bei der Lehnwortintegration gemäß der zugänglichen deskriptiv-linguistischen Literatur ergänzt. Die Methodologie ist primär qualitativ. Die Perspektive ist gemischt synchron-diachron. Alle Daten werden dem interessierten Publikum auf einer Online-Datenbank frei zugänglich gemacht. Das Projekt ist ein Erstling. Die Ergebnisse sind für alle diejenigen interessant, die zu grammatischem Genus, Sprachkontakt, Sprachwandel, Lehnworttypologie und verwandten Gebieten forschen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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