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Zur Modellierung der Opposition zwischen Fragen und Aussagen in slavischen Sprachen

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 452148050
 
Das Thema der polaren Fragen (= Entscheidungsfragen) und ihrer Verwandten – Fragen mit Antworterwartung ("Bias"), rhetorische Fragen etc. – wird aktuell in der theoretischen wie der experimentellen Semantik und Pragmatik intensiv diskutiert. Das Projekt "QueSlav" trägt zu dieser Diskussion bei durch eine Analyse des komplexen empirischen Bildes der polaren Fragen in slavischen Sprachen. Die Strategien der Fragemarkierung kommen dabei aus den verschiedensten Bereichen der Grammatik – von Syntax und Morphologie über Diskurs- und Modalpartikeln bis hin zu Prosodie und Intonation. Bei der Ausprägung dieser Strategien findet sich jedoch erhebliche inner- und übereinzelsprachliche Variation, z.B. nach Obligatheit/Optionalität oder nach der Bedeutung, die sie jeweils transportieren. Komplizierend wirken sich Übergangs- und Grenzfälle aus, wie z.B. deklarative Fragen (Fragen in Deklarativsatzform), rhetorische Fragen (Aussagen in Fragesatzform) und Fragen mit "Bias", also einer bestimmten Antworterwartung beim Sprecher. Das Projekt untersucht Sprachen, die trotz ihrer genetischen Verwandtschaft eine große Bandbreite von Fragemarkierungsstrategien nutzen, wie z.B. satzinitiale Verb-/Auxiliarposition (Tschechisch), Partikeln (Polnisch, Russisch), prosodische Prominenz auf dem Verb (Russisch) oder Grenztöne (alle drei Sprachen). Außerdem verfügen die drei Untersuchungssprachen über ein reiches Repertoire an Diskurspartikeln, polaritätssensitiven Elementen und satzfinalen "Tags", die allesamt sensitiv auf die Opposition Aussage(satz)– Frage(satz) sowie auf unterschiedliche "Bias"-Inferenzen reagieren und deshalb als Diagnostika für unterschiedliche Aspekte der untersuchten Satz-/Äußerungstypen dienen können. Unsere Forschungsfrage ist: Inwiefern beeinflusst die zum Ausdruck von Fragegeltung oder "Bias" genutzte Form der Frage ihre Semantik und Pragmatik? Nach der Nullhypothese sollte die Fragesemantik an sich universal sein. Die Konkurrenzhypothese, die wir vorantreiben, besagt, dass unterschiedliche einzelsprachliche Formen durchaus mit unterschiedlicher Semantik einhergehen. Syntaktische Strategien – die häufig als tiefer im grammatischen System verwurzelt angesehen werden – führen zu spezifischerer Semantik als prosodische Strategien, welche wiederum stärker von pragmatischen und kontextuellen Faktoren abhängen. Polare Fragen werden also im Projekt als Schlaglicht auf allgemeine Probleme der Semantik-Pragmatik-Schnittstelle genutzt. Unser Zugang ist dabei grundlegend empirisch. Wir planen eine Reihe von Experimenten zur Akzeptabilität polarer Fragen, Offline- und Online-Studien zum Fragegebrauch, Antworten und kontextuellem "Bias". Neben dem Einbringen neuer Daten in die Debatte streben wir ein besseres Verständnis von polaren Fragen und "Bias" in slavischen Sprachen an. Darüber hinaus möchten wir auch zu experimentellen Methoden in der Semantik/Pragmatik und zu einer adäquateren Typologie polarer Fragen beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Tschechische Republik
Partnerorganisation Czech Science Foundation
Kooperationspartner Professor Dr. Radek Simik
 
 

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