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Bewältigung von Pflegeereignissen im wahlfamilialen Kontext am Beispiel von LSBT*-Pflegebedürftigen – Relevanz sozialer Netzwerke in der Pflege (PflewaK)
Antragsteller
Professor Dr. Ralf Lottmann
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 452175518
Vor dem Hintergrund des „Altersstrukturwandels“ und der Zunahme von Kinderlosigkeit und Single-Haushalten fokussiert dieses Forschungsvorhaben die Bewältigung von Pflegeereignissen im wahlfamilialen Kontext. Aus der Perspektive von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans (LSBT) Pflegebedürftigen und mit theoretischen Annahmen der Sozialkapitaltheorie wird dabei der Relevanz sozialer Netzwerke in der Pflege nachgegangen.Leisten bei heterosexuellen Pflegebedürftigen meist (noch) Kinder, Ehepartner und andere Ver-wandte die Unterstützung im Alter, so zeigen bislang vor allem angloamerikanische Studien, dass freundschaftliche Netzwerke bei LSBT*-Senior*innen im Alter eine hohe Bedeutung haben. Bei älteren Homosexuellen sind Freund*innen auf Platz eins der Unterstützungshierarchie im Alter (bei Heterosexuellen sind diese auf Platz drei bis fünf). Bei LSBT-Senior*innen, die häufiger als ältere Heterosexuelle kinderlos und alleinlebend sind, können freundschaftliche Netzwerke bzw. die sog. Wahlfamilie als Rückgrat der sozialen Unterstützung verstanden werden. Haben heterosexuelle Frauen im Alter von 50 und mehr Jahren zu ca. 85% mindestens ein Kind, so ist dies bei lesbischen Frauen nur zu 15% in dem Alter der Fall. Ob jedoch die Wahlfamilie fehlende verwandtschaftliche Beziehungen von LSBT*-Senior*innen kompensieren kann, ist angesichts einer aktuellen Studie der University of Surrey (UK) fraglich. Wirken Vertrauen, Solidarität und Normen von Reziprozität in sozialen Beziehungen im Sinne des Sozialkapitals bei LSBT und Heterosexuellen ähnlich, so bleibt insbesondere für Pflegeereignisse unklar, inwieweit Sozialkapital in wahlfamilialen Kontexten wirkt. Das Forschungsvorhaben zielt u.a. darauf ab, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, inwieweit wahlfamiliale Verbindungen bei der Bewältigung von Pflegeereignissen relevant sind. Dabei werden neben Potenzialen der Altenhilfestrukturen die sozialen Beziehungen innerhalb und außerhalb von LSBT*-Communities sowie enge Freundschaftsbeziehungen (‚strong ties‘) und lose, alltägli-che Verbindungen (‚weak-ties‘) untersucht. Bislang unzureichende theoretische Annahmen der Sozialkapitaltheorie sollen – über LSBT-Personen hinaus – differenziert und mit Blick auf zukünftige Versorgungsstukturen diskutiert werden. Diese Ziele sollen mit zwei Arbeitspaketen und einer Kombination zweier Methoden erreicht werden: Eine qualitative Erhebung mit LSBT- und heterosexuellen Pflegebedürftigen und deren Angehörigen (A) als zentraler empirischer Studienbestandteil, der durch eine Netzwerkanalyse ergänzt wird (B), welche eine vergleichende, teilstandardisierte Untersuchung von Unterstützungpotenzialen sowie von Netzwerksektoren, Reziprozitäten und Schlüsselpersonen verfolgt. Aufgrund der Forschungsdesiderata in den Pflegewissenschaften und der Gerontologie in Bezug auf wahlfamiliale Kontexte ist durch das vorliegende Forschungsvorhaben ein Erkenntnisgewinn gewiss und eine internationale Ausrichtung erforderlich.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen