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‚Reading Symmachus’ Letter Collection by the Book’. Literarästhetische, narratologische und historische Studien zur Briefsammlung des Symmachus
Antragsteller
Dr. Andreas Abele
Fachliche Zuordnung
Griechische und Lateinische Philologie
Alte Geschichte
Alte Geschichte
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 453312116
Das Projekt folgt dem Aufruf der britischen Klassischen Philologen Mary Beard und Roy Gibson, antike Briefsammlungen ‚by the book‘ zu lesen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass das Arrangement antiker Briefcorpora, die zum allergrößten Teil nicht-chronologisch angeordnet sind, kein – wie oftmals angenommen – kontingentes Produkt eines planlosen, untalentierten und an den Vorgängen seiner Zeit desinteressierten Kompilators und Herausgebers darstellen. Vielmehr sollen sie, so die Arbeitshypothese, als Ergebnis einer Reihe von intentionalen Entscheidungen verstanden werden, die primär nicht in der simplen Dokumentation von ereignisgeschichtlichen oder biographischen Vorgängen bestehen. Auf diese Weisen können Briefsammlungen als ‚literary collections‘ oder ‚books of literature‘ begriffen und ihr überliefertes Arrangement ernst genommen werden sowie sich Perspektiven eröffnen, nach Implikationen und möglichen Intentionen, die hieraus resultieren, zu fragen.Im Kontext dieses übergreifenden Forschungsansatzes rückt das Projekt die literarische Seite der Korrespondenz des spätantiken römischen Aristokraten Q. Aurelius Symmachus († wohl 402) ins Zentrum der Analyse. Ziel ist es, die Kompositions- und Ordnungsmuster, nach welchen seine Briefsammlung konzipiert ist, herauszuarbeiten sowie Implikationen, die diesem Arrangement erwachsen, zu identifizieren und im zeit-, sozial-, kultur- und bildungsgeschichtlichen Horizont des späten vierten Jhdts. n.Chr. zu verorten. Hierzu beschreitet die Untersuchung methodisch zugleich einen ‚traditionellen‘ sowie einen ‚innovativen‘ Weg. Zum einen wird das Arrangement der symmacheischen Briefsammlung in Relation zu zeitgenössischen, spätantiken Poetik- und Ästhetikkonzepten gesetzt, namentlich dem ‚Jeweled Style‘, einem erstmals 1989 von Michael Roberts präsentierten und bis heute grundlegenden Poetik- und Ästhetikkonzept spätantiker Literatur. Dieser Ansatz zielt darauf, die Konzeption der Sammlung aus ihrer eigenen kulturellen und bildungsgeschichtlichen Umgebung heraus zu verstehen und zu erklären, und wird somit einem der Kernanliegen der aktuellen Spätantike-Forschung gerecht, diese als Epoche eigener Ausprägung und Dynamik zu verstehen. Ferner schlägt das Projekt einen im Hinblick auf die Analyse von Anordnungsprinzipien von Textsammlung ‚innovativen‘ Weg ein: drei der sich aus der spezifischen Anordnung der Sammlung ergebenden fragmentarisch erzählten Teilnarrative sollen exemplarisch mittels Analysekategorien, die der modernen Narratologie entstammen (‚weak narrativity‘ nach Brian McHale; ‚Ereignishaftigkeit‘ nach Jurij Lotman; Kategorie der ‚Ordnung‘ nach Gérard Genette), detailliert untersucht werden: die Rehabilitierung des Symmachus in Buch 3, die Rehabilitierung seines Schwiegersohnes Nicomachus Flavianus minor in Buch 4, nachdem dieser aufgrund der Unterstützung des Usurpators Eugenius beim Kaiser in Ungnade gefallen war, sowie die Versorgungskrise der Stadt Rom in den Jahren 394–398 in Buch 6.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen