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Philosophie in der islamischen Welt der Moderne

Antragsteller Dr. Roman Seidel
Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 454257963
 
Spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts begann in der islamischen Welt der Moderne eine Rezeption moderner Philosophie westlicher Prägung, die auch zu einer kritischen Relektüre der klassischen und postklassischen philosophischen und theologischen Traditionen der islamischen Ideengeschichte führte. Initiiert wurde diese Aneignung westlicher und islamischer Denktraditionen durch Intellektuelle, Aktivistinnen und Aktivisten, die in den Metropolen des Nahen und Mittleren Ostens – oft über weite Bereiche untereinander vernetzt – im Kontext der kolonialen Expansion Europas begannen, sich mit dem politischen Denken der Aufklärung, Diskussionen zur Idee der Nation sowie positivistischer, naturwissenschaftlich orientierter Philosophie zu befassen und diese zum Teil im Zusammenhang mit philosophischen Schriften der islamischen Tradition diskutierten. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts differenzierten sich diese intellektuellen Debatten weiter aus und professionalisierten sich im Rahmen der nach westlichem Vorbild neu entstandenen modernen Universitäten. Aufklärungsphilosophie, Liberalismus, Marxismus, Existenzialismus, Hermeneutik und Dekonstruktion aber auch Rationalismus, Mystizismus und Intuitionismus wurden dadurch zu bedeutenden Elementen gesellschaftlicher, intellektueller und akademischer Diskurse in verschiedenen Regionen der islamisch geprägten Welt.Weder in der nahostwissenschaftlichen noch in der historischen oder gar systematischen philosophischen Forschung im deutschsprachigen Raum sind diese Entwicklungen bisher hinreichend untersucht worden. Das beantragte Netzwerk verfolgt das mittel- und langfristige Ziel, das kaum entwickelte Forschungsfeld der Philosophie in der islamischen Welt der Moderne transdisziplinär und im ständigen Austausch mit Fachkolleg*innen aus der MENA-Region innerhalb der deutschen Hochschullandschaft nachhaltig als integralen Bestandteil in den Bereichen Forschung und Lehre auch institutionell zu etablieren. Mithilfe der gebündelten Expertise der Netzwerkmitglieder werden 1) in zentralen Themenbereichen (Philosophiegeschichte, Metaphysik und politische Philosophie) Kernfragen und Schlüsselkonzepte benannt und diskutiert; 2) Schlüsseltexte der einzelnen zentralen Themenbereiche identifizieren, regional und doktrinär vergleichend analysiert und für den akademischen und öffentlichen Diskurs erschlossen; 3) konkrete Publikationen realisiert und strukturbildende Maßnahmen und Forschungsvorhaben diskutiert und initiiert, um die Präsenz philosophischen Denkens und ihre anhaltende Verflechtung mit der europäischen Geistesgeschichte innerhalb der akademischen aber auch der allgemeinen Öffentlichkeit nachhaltig sichtbar zu machen.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Kata Moser
 
 

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