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Privatleben, Beruf und Mandat – die sozialen und kulturellen Grundlagen parlamentarischer Repräsentation (1871-1918)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 454773522
 
Seit Januar 2021 befasst sich das Forschungsvorhaben mit der Professionalisierung von Parlamentarismus und Politik im Deutschen Kaiserreich. Der Schwerpunkt liegt nicht auf dem Parlamentsbetrieb, sondern auf der Ausübung des parlamentarischen Mandats, das sich vom Ehrenamt zur hauptberuflichen Tätigkeit entwickelte. Im Blickfeld stehen die Abgeordneten und ihr Alltag zwischen Beruf, Familie und politischer Aktivität. Das Projekt nutzt überlieferte "Privatkorrespondenzen" und Tagebücher aus 105 Nachlässen von Abgeordneten des Deutschen Reichstags und des Preußischen Abgeordnetenhauses für eine erweiterte Sozial und Alltagsgeschichte des parlamentarischen Mandats. Im Rahmen des Forschungsprojekts entsteht eine Monographie und eine digitale Briefedition. Im Fokus steht die Analyse der Lebensumstände der Abgeordneten in der Phase der beginnenden Massenpolitisierung. Das Forschungsprojekt bietet Einblicke in das Zeit- und Ressourcenmanagement, in Alltagspraktiken und Lebensführung der Mandatsträger an Parlamentssitz, im Wahlkreis und am Wohnort, in Rollenverständnis und gesellschaftlichen Diskurs über das Profil des modernen Politikers. Die Arbeiten der Projektgruppe haben ergeben, dass eine Erweiterung des ursprünglichen Forschungsdesigns um genderspezifische Fragestellungen erforderlich ist, um den Prozess der Professionalisierung von Politik im Deutschen Kaiserreich vollständig abzubilden. Im Zentrum dieser perspektivischen Erweiterung steht die Integration der Frauen in die politische Lebenswelt der Mandatsträger. Dies gilt insbesondere für die Rolle der Ehefrauen von Abgeordneten, die als "Schnittstellen" und Vermittlerinnen zwischen dem parlamentarischen Mandat, der heimischen Einkommensquelle und dem Familienleben ein integraler Bestandteil des Professionalisierungsprozesses von Politik im Deutschen Kaiserreich waren. Die steigenden Verflechtungen vom familiären Privat und Sozialleben und dem politischen Mandat des Ehemannes bot Frauen darüber hinaus "informelle" Zugänge zur Politik, die teilweise zur Durchsetzung eigener Agency genutzt wurden. In Anknüpfung an die bereits durchgeführten Quellenrecherchen des Forschungsprojekts werden umfassendere Untersuchungen der "Privatkorrespondenzen" und Tagebücher von 24 Ehefrauen von Abgeordneten fortgesetzt und abgeschlossen. Auf Grundlage dieser Quellenbasis sollen die weiblichen Partizipationsmöglichkeiten am »männlichen« Parlamentarismus in der Hochphase der Professionalisierung von Politik analysiert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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