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Welche Auswirkungen hat die Interaktion zwischen pränatalen und postnatalen Einflüssen auf den menschlichen Gesundheitszustand? Ein interdisziplinärer Ansatz auf Basis von Quasi-Experimenten
Antragsteller
Professor Dr. Reyn van Ewijk, seit 7/2024
Fachliche Zuordnung
Epidemiologie und Medizinische Biometrie/Statistik
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Statistik und Ökonometrie
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Statistik und Ökonometrie
Förderung
Förderung von 2021 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 455841434
Sowohl intrauterine als auch postnatale Einflüsse können die menschliche Gesundheit langfristig prägen. Ob und wie prä- und postnatale Umstände dabei zusammenspielen, wurde bislang jedoch kaum untersucht. Wir entwickeln hierfür einen Forschungsrahmen und testen diesen anhand spezifischer Interaktionen zwischen quasi-experimentellen pränatalen und postnatalen Einflüssen. Dazu kombinieren wir Elemente aus Medizin und Epidemiologie mit einem ökonometrisch-statistischen Ansatz.Wie sensibel die pränatale Zeit ist, wurde anhand von Untersuchungen zu negativen pränatalen Einflüssen wie Hungersnöten, Umweltverschmutzung, Stress oder Mangelernährung und deren langfristigen negativen Gesundheitseffekten demonstriert. Die Theorie der fötalen Programmierung beschreibt, wie die intrauterine Umgebung insbesondere in kritischen Wachstumsphasen dauerhafte physiologische Adaptionen anstößt. Tierexperimentelle Studien dokumentieren, dass derartige Adaptionen nicht nur bei negativen pränatalen Einflüssen auftreten. Organismen weisen eine gewisse phänotypische Plastizität auf, die bspw. durch epigenetische Adaptionen eine Anpassung an die Umwelt erlaubt. Diese Anpassungsmechanismen sind von Vorteil, wenn die pränatalen Umstände eine korrekte Prognose der postnatalen Lebensumstände darstellen. Wenn die pränatalen Umstände jedoch stark von der postnatalen Umgebung abweichen, können gesundheitsschädliche Auswirkungen auftreten.Potentielle Interaktionen mit postnatalen Einflüssen sind in der Forschung zu den Effekten frühkindlicher Expositionen auf die menschliche Gesundheit zumeist nicht berücksichtigt. In der bisherigen Forschung zu größtenteils historischen, klar abgegrenzten und eindeutig negativen pränatalen Einflüssen, wie bspw. Hungersnöten, war dies auch unwesentlich, da das postnatale Eintreten eines ähnlichen Umstands sehr unwahrscheinlich ist. Mittlerweile wurde jedoch gezeigt, dass auch mildere pränatale Schocks langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit haben, deren Ausprägung von den jeweiligen postnatalen Umständen abhängen könnte.Unser Projekt ist eine interdisziplinäre Kooperation zwischen einem angewandten Ökonometriker, der auf die Anwendung von natürlichen/quasi-Experimenten im Gesundheitsbereich spezialisiert ist und einer Epidemiologin/Medizinerin, die bereits erfolgreich zusammengearbeitet haben. Wir werden Interaktionen zwischen pränatalen und postnatalen Einflüssen anhand von Beobachtungsdaten untersuchen, indem wir pränatale natürliche Experimente (d.h. quasi-zufällige Variationen in pränatalen Einflüssen) mit postnatalen natürlichen Experimenten (d.h. quasi-zufällige Variationen in postnatalen Einflüssen), kombinieren. Wir haben fünf Forschungsprojekte entwickelt, die zusammen eine fundierte Prüfung unseres Forschungsrahmens erlauben. Auf Basis dieser Projekte werden wir aufzeigen, ob und wie pränatale und postnatale Interaktionen den menschlichen Gesundheitszustand prägen und dementsprechend unseren Forschungsrahmen weiterentwickeln.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemalige Antragstellerin
Professorin Sabine Gabrysch, Ph.D., bis 7/2024