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Logik und Ontologie bei Khūnajī und dessen Nachfolgern

Antragsteller Behnam Zolghadr, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Theoretische Philosophie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 456690998
 
Das vorliegende Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit Logik und Ontologie in den Werken Afḍal al-dīn al-Khūnajīs (gest. 1248) und einiger seiner Nachfolger. Khūnajī ist nach Avicenna als zweitgrößter arabischer Logiker bekannt und ebenso wie im Fall mittelalterlicher Logiker Europas bauen auch seine Werke auf der von Aristoteles geschaffenen Grundlage auf, jedoch – wie hinlänglich bekannt – mit vielen bedeutsamen Neuerungen. Nachdem Avicennas Überarbeitung der aristotelischen Logik in den darauffolgenden Jahrhunderten den Status eines Standardmodells erlangte, gelangen Khūnajī wesentliche Neuerungen im Verhältnis zum Avicennischen System, durch die er viele Logiker nach ihm beeinflusste. Während bereits viele Studien der frühen arabischen Logik, insbesondere der Avicennas gewidmet wurden, sind Arbeiten zur Logik Khūnajīs und, im allgemeinen, zur Logik in der islamischen Welt nach 1200 n. Chr. nach wie vor selten. Das vorliegende Forschungsprojekt zielt darauf ab, diesen Mangel zu beheben, indem es die Logik Khūnajīs, ihre ontologischen Implikationen, sowie ihren Einfluss auf spätere arabische Logiker untersucht. Zu Khūnajis Innovationen gehörte sein beudetender Beitrag zur ‚propositionalen Analyse‘ und die neuartige Kategorisierung von Sätzen auf Grundlage ihres ‚existenziellen Imports‘. Er leistete auch einen ausführlichen Beitrag zu logischen Beziehungen zwischen Sätzen sowie zu den logischen Regeln für Konnektoren (wie Negation, Disjunktion und Bedingungen). Das Ergebnis dieses Vorgangs besteht darin, dass Khūnajīs Vorstellung von logischer Konsequenz sich wesentlich von der Avicennas unterscheidet: Einige Schlussfolgerungen, die für Khūnajī gelten, sind in Avicenas Logik schlicht ungültig (und umgekehrt). Das Ergebnis meiner Forschung besteht in einer Darstellung von Khūnajīs Logik und einer Rekonstruktion seines Systems unter Verwendung der formalen Begrifflichkeit zeitgenössischer Logik. Ein weiteres Ziel des Projekts liegt darin, die ontologischen Implikationen und Konsequenzen seines Systems zu untersuchen. Besonders weitreichende Folgen haben dabei seine Unterscheidung zwischen Aussagen hinsichtlich des ‚existenziellen Status‘ ihres Gegenstandes. Darüberhinaus argumentiert Khūnajī für die Gültigkeit von Schlussfolgerungen aus unmöglichen Prämissen. Auch dies hat ontologische Auswirkungen, in diesem Fall mit Blick auf unmögliche Objekte. Zudem verpflichtet ihn dieser Gedanke auch zu einem parakonsistenten Begriff logischer Konsequenz. Dieses Projekt dient außerdem dazu, es festzustellen, welche weiteren Abweichungen von Khūnajīs Logik in den folgenden Generationen stattgefunden haben, und einige spätere Denker zu untersuchen, die auf Khūnajī reagiert haben. Dazu gehören insbesondere al-Kātibī (gest. 1276), dessen bedeutendes Werk Šamsīyya zu einem wichtigen Lehrtext wurde, sowie die ihm gewidmeten Kommentare, insbesondere die von Quṭb al-Dīn al-Rāzī al-Taḥtānī (gest. 1365), die selbst Gegenstand umfangreicher Glossierung wurden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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