Johann Mattheson als Vermittler und Initiator. Wissenstransfer und die Etablierung neuer Diskurse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Final Report Abstract
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß das Projekt Johann Matthesons Stellung in den gelehrten Diskursen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wesentlich schärfen und profilieren konnte. Das vielfältige Wirken Matthesons als Initiator und Vermittler neuer Publikations- und Literaturformen, Denkhaltungen und Methoden ist nunmehr wesentlich transparenter geworden als dies die frühere, stark auf den Musiktheoretiker bezogene Forschung zu leisten vermochte. Zugleich wird Mattheson nun als eine Gelehrten- und Publizistengestalt greifbar, die einerseits alte Konzepte (wie etwa die Eklektik) beibehielt, aber neuartig zu kontextualisieren und dadurch zu aktualisieren verstand, und andererseits neue Konzepte (wie etwa den empfindsamen Roman) aufgriff und im Zuge ihres publizistischen Transfers, wenn man so will, traditionalisierte. Dazu paßt auch die beschriebene Verschränkung von intensivem publizistischem Wirken und gesellschaftlicher Isolation in Matthesons Persönlichkeit. In dieser Janusköpfigkeit scheint ein zentraler Wesenszug Matthesons zu liegen. Das Projekt konnte zeigen, warum Matthesons Positionen auf die Hauptströmungen der deutschen Aufklärung gerade auch im Bereich der sich neu etablierenden ästhetischen Theorie keinen Einfluß ausüben konnten. Das Beispiel Mattheson macht anschaulich, daß bei der Rekonstruktion von Transferbewegungen neben der Beschreibung der aktiv funktionierenden Transferbewegungen auch die scheiternden Versuche Beachtung finden müssen, denn erst dann ergibt sich ein systematisches Bild interkultureller Austauschprozesse.
Publications
- Johann Mattheson, Henrico IV. (Oper in fiinf Akten, Hamburg 1711). (Musik zwischen Elbe und Oder, Bd. 19), Beeskow: ortus 2008
Hansjörg Drauschke
- Sinn und System: Zur Auflösung der Topik in der Erfahrung bei Johann Mattheson. In: Musiktheorie im Kontext. Hrsg. v. Jan Philipp Sprick, Reinhard Bahr und Michael von Troschke. Berlin: Weidler 2008 (Musik und. Eine Schriftenreihe der Hochschule fiir Musik und Theater Hamburg. Neue Folge, Bd. 9), S. 357-372
Karsten Mackensen
- System und Kritik. Zur Krise des Musikwissens bei Johann Mattheson. In: Intemational Review of the Aesthetics and Sociology of Music, 40 (2009), S. 179-205
Karsten Mackensen
- Beispiele wider den >verdorbenen Geschmack<. Bearbeitungen als Paradigmen für Johann Mattheson Opernästhetik der 1720er Jahre. In: Johann Mattheson als Vermittler und Initiator. Wissenstransfer und die Etablierung neuer Diskurse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hildesheim: Olms 2010, S. 197-213
Hansjörg Drauschke
- Die Sänger in Matthesons Kirchenmusik und sein Scheitern als Domkantor. Ursache und Wirkungen eines selbstverschuldeten Boykotts. In: Joharm Mattheson als Vermittler und Initiator. Wissenstransfer und die Etablierung neuer Diskurse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hildesheim: Olms 2010, S. 336-343
Jürgen Neubacher
- Einleitung. In: Johann Mattheson als Initiator und Vermittler. Wissenstransfer und die Etablierung neuer Diskurse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hildesheim: Olms 2010, S. 9-16
Wolfgang Hirschmann und Bernhard Jahn
- Exemplarische Aktualität. Zum Transfer neuer Romanmodelle aus England durch Matthesons Übersetzungen (Defoe, Richardson). In: Johann Mattheson als Vermittler und Initiator. Wissenstransfer und die Etablierung neuer Diskurse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hildesheim: Olms 2010, S. 114-136
Dirk Rose
- Johann Mattheson als Initiator und Vermittler. Wissenstransfer und die Etablierung neuer Diskurse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hildesheim: Olms 2010
Wolfgang Hirschmann und Bernhard Jahn
- Johann Mattheson. Bibliographie der gedmckten Schriften. In: Johann Mattheson als Initiator und Vermittler. Wissenstransfer und die Etablierung neuer Diskurse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hildesheim: Olms 2010, S. 479-498
Wolfgang Hirschmann, Bernhard Jahn
- Philologie als (polemisches) Spiel. Die Auseinandersetzung mit Gottscheds Logozentrismus in Johann Matthesons Tresespiel. In: Bernhard Jahn und Michael Schilling (Hgg.): Literatur und Spiel. Zur Poetologie literarischer Spielszenen. Stuttgart 2010, S. 113- 132
Dirk Rose
- „Ich liebe dich aufrichtiglich. Das ist wahrhafftig wahr". Mattheson, Hagedorn und der Orden des guten Geschmacks. In: Johann Mattheson als Vermittler und Initiator. Wissenstransfer und die Etablierung neuer Diskurse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hildesheim: Olms 2010, S. 75-96
Dominik Stoltz
- „Vormals waren wir Eclektici, nun sind wir Elektrici...". Zweifel, Glaube und musikalische Wissenschaft beim späten Mattheson. In: Johann Mattheson als Vermittler und Initiator. Wissenstransfer und die Etablierung neuer Diskurse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hildesheim: Olms 2010, S. 422-442
Karsten Mackensen
- >Menschenbilder< als Beiträge zu einer Musikästhetik. Johann Matthesons Grundlage einer Ehren-Pforte. In: Katrin Dziekan, Ingo Pfeiffer und Ute Pott (Hgg.): Menschenbilder im 18. Jahrhundert. Halle 2011 (Sachsen-Anhalt und das 18. Jahrhundert, Bd. 6), S. 187-199
Hansjörg Drauschke
- Johann Matthesons Gelehrtenpolemik und die Neukonzeption der musikalischen Wissenschaft in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: Kai Bremer und Carlos Spoerhase (Hgg.): Gelehrte Polemik. Intellektuelle Konfliktverschärfungen um 1700. Frankfurt/Main 2011 (= Zeitsprünge, Bd. 15 / 2011), S. 365-387
Karsten Mackensen und Dirk Rose
- Johann Matthesons und Lorenz Christoph Mizlers Konzeptionen musikalischer Wissenschaft. De eruditione musica (1732) und Dissertatio quod musica scientia sit et pars eruditionis philosophicae (1734/1736) mit Übersetzungen und Kommentaren. Mainz: Are-Musik-Verlag 2011 (Stmctura & experientia musicae, Bd. 2)
Karsten Mackensen und Oliver Wiener