Die "Indischen Bücher" im Paradies der Weisheit des ʿAlī ibn Sahl Rabban aṭ-Ṭabarī. Neuedition des arabischen Textes, erstmalige englische Übersetzung, überlieferungsgeschichtliche Einleitung und mehrsprachige Glossare
Wissenschaftsgeschichte
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt sollte sich mit einem in der arabischen Literatur einzigartigen Exposé befassen, das der persische Gelehrte ʿAlī ibn Sahl Rabban aṭ-Ṭabarī seinem im Jahre 850 AD vollendeten medizinisch-philosophischen Hauptwerk als Anhang beigegeben hat. Das Hauptwerk trägt den Titel Paradies der Weisheit, der Anhang ist überschrieben mit "Sammlungen aus den Büchern der Inder" (Ǧawāmiʿ Kutub al-Hind). In diesem Exposé erklärt der Autor einem weitgehend muslimischen Publikum die Grundzüge der ayurvedischen Medizin, die er zusammenfassend und systematisch darstellt. Seine diesbezüglichen Kenntnisse bezog Ṭabarī aus den arabischen Übersetzungen einschlägiger Sanskritschriften, die etwa zwei Generationen zuvor in Bagdad angefertigt worden waren. Ṭabarī identifiziert sich nicht mit den Lehren der Inder, sondern referiert dieselben lediglich, und zwar mit einer neutralen Distanz, die wir heute als 'objektiv' bezeichnen würden und die im Kontext des Mittelalters als außergewöhnlich gelten darf. Das Exposé des Ṭabarī, entstanden zudem in einer formativen Phase der arabisch-islamischen Wissenschaften, ist in jeder Hinsicht ein hochbedeutendes Dokument, das weder auf literarische Vorläufer zurückgreifen konnte noch etwaige Nachfolger zu ähnlichen, weiterführenden Betrachtungen angeregt hat. Für unser Verständnis der arabischen Wissenschaftsgeschichte ist Ṭabarīs Exposé ein zugleich zentraler und vernachlässigter Text, eine Fundgrube von anderweitig kaum fassbaren Informationen. Jedoch waren auch für die Indologie wesentliche neue Erkenntnisse zu erwarten, denn die arabischen Übersetzungen, auf deren Grundlage Ṭabarī sein Exposé verfasst hat, fußen ihrerseits auf Sanskritversionen, die um gut 1000 Jahre älter sind als die der Ayurveda-Forschung gegenwärtig zur Verfügung stehenden Texte. Die sogenannten "Indischen Bücher" des Ṭabarī — unter Arabisten vielgerühmt und wenig erforscht, unter Indologen kaum bekannt — sind im Jahre 1928, zusammen mit dem Hauptwerk, herausgegeben und in den 1950ern großteils ins Deutsche übersetzt worden. Die Ausgabe des arabischen Textes ist allerdings philologisch unbrauchbar, und die deutsche Übersetzung, die ausschließlich auf dieser Edition basiert, ist entsprechend unzulänglich. Im vorliegenden, nunmehr abgeschlossenen Projekt wurde eine kritische Neuedition des arabischen Textes erstellt, unter Heranziehung aller inzwischen bekannten Handschriften; davon ausgehend wurde eine kommentierte englische Übersetzung angefertigt; desweiteren wurde das so gewonnene Material in einer einleitenden, überlieferungsgeschichtlichen Studie aufgearbeitet; und schließlich wurden alle philologisch relevanten Begriffe in mehrsprachigen Glossaren (Arabisch‒Sanskrit‒Englisch) zugänglich gemacht. Die Forschungsergebnisse des Projekts sind inzwischen in Gestalt einer Monographie publiziert.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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ʿAlī ibn Sahl Rabban aṭ-Ṭabarī: The Indian Books. BRILL.
ʿAlī, ibn Sahl Rabban aṭ-Ṭabarī & Kahl, Oliver
