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Inkrustationen in römischen Villen des Rhein- und Moselgebietes: Untersuchungen zur Provenienz der Natursteine und ihrer Verwendung
Antragstellerin
Professorin Dr. Vilma Ruppiene
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457269552
Zusammen mit der Steinbauweise brachten die Römer in die linksrheinischen Gebiete auch die Mode mit, Räume mit Marmor-Inkrustationen auszustatten.Während Wandmalereien, Mosaiken und Bäder zum Standard der römischen Villenausstattung gehörten, sind Inkrustationen vergleichsmäßig selten überliefert. Reste dieses kostbaren Innendekors fand man z. B. in den villae rusticae Vettweiß-Froitzheim und Jüchen (beide im Rheinland), Oberweis, Mehring, Konz, Pfalzel, Wasserliesch und Schieren an der Mosel und in der Villa Leudersdorf in der Vulkaneifel.Ungeachtet des gestiegenen Interesses für das Studium der Landgüter und Villen, fanden Inkrustationen bisher kaum Beachtung und stellen ein Desiderat in der Villenerforschung dar. Die geplante, interdisziplinär angelegte Untersuchung soll diese Lücke schließen und baut auf den Ergebnisse der vorhergehenden Forschungsprojekte auf, die zu marmora aus den Bauten in Trier und Xanten erarbeitet worden sind.Den Kern der Studie bilden sieben villae rusticae aus römischen Provinzen Gallia Belgica und Germania inferior. Zwei weitere Anwesen (Palatiolum und Villa Konz), die als kaiserlicher Sitz gedeutet werden, werden als Vergleichsbeispiele herangezogen. Die Studie widmet sich im Wesentlichen zwei Fragenkomplexen:Ziel der archäologischen Untersuchungen ist es, die Reste der Inkrustationen im Hinblick auf das ehemalige Aussehen der Wand- und Bodenflächen zu untersuchen, um neue Erkenntnisse über die – im Unterschied zur Malerei, Skulptur und zu Mosaiken – bisher wenig erforschte Ausstattungsart in römischen Villen zu gewinnen. Flächenmuster und Materialvielfalt sollen studiert und mit der zeitgleichen Inkrustationskunst (Nachbarprovinzen und Mittelmeerraum) verglichen werden, um regionale Entwicklung und Bezugnahme auf mediterrane Vorbilder aufzuzeigen. Derartige Analyse der baulichen Ausstattung ist mit der Bewertung des sozialen Status der Anwesenbesitzer unmittelbar verknüpft. Ferner sollen vergleichende Untersuchungen zwischen den Villen im privaten und kaiserlichen Besitz durchgeführt werden, um die Möglichkeiten und Grenzen der Auftraggeber aus unterschiedlichen sozialen Schichten im Bezug auf den Zugang zu kostbaren Materialien aufzuzeigen.Die archäometrische Analytik wird angewandt, um neue Erkenntnisse über die Herkunft und Vielfalt der Natursteine, den Umfang des Imports und über die Nutzung regionaler Ressourcen zu gewinnen. In welcher Zeit und in welchen Villen die meisten Importsteine zu dokumentieren sind und wann, wo und warum regionale Natursteintypen am häufigsten verwendet werden, wird ebenfalls untersucht. Durch die Verknüpfung der Ergebnisse beider Forschungsansätze werden Erkenntnisse zur Ausstattung der Villen unter kunsthistorischen, sozialen, kulturhistorischen, provenienz- und handelsspezifischen Aspekten herausgearbeitet. Durch fundierte Bearbeitung neuer Fundkomplexe soll auch ein gewichtiger Beitrag für die internationale Erforschung des römischen Steinhandels geleistet werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen