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Mythos als Narrationsform in der zeitgenössischen russischen Kunst

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2021 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457323374
 
Untersucht werden soll Mythos als Konzeptionsform zeitgenössischen Kunstschaffens am Beispiel der russischen Kunst. Aufgezeigt werden sollen die Beweggründe, die an verschiedenen Orten unter verschiedenen Voraussetzungen zu künstlereigenen Mythen motivieren. Über individuelle Disposition hinaus sind sozial-politische wie auch technologisch-mediale Gegebenheiten als Voraussetzung für die Mythenbildung zu vermuten. Nicht zuletzt treten in Verbindung mit Informations- und Kommunikationstechnologien Phänomene auf, die Wirklichkeit und Fiktion untrennbar miteinander verschmelzen. Parallel- und Scheinwelten oder Fake News sind einige Manifestationen von Grenzauflösung. Grenzüberschreitung und -auflösung spiegeln in ähnlicher Weise die zur Disposition stehenden künstlereigenen Mythen wider. Hier nun soll untersucht werden, inwieweit die Mythen als Reaktion auf die neuen Phänomene zu lesen sind – entsprechend dem, was Schmidt für den digitalen Samisdat ausführte – und inwieweit sie sich in einer Tradition verorten, die sich über ein als Realitätsflucht oder Eskapismus zu bezeichnendes Phänomen zur nonkonformen Kunst der Sowjetzeit zurückverfolgen lassen oder auch darüber hinaus zu den Utopien der Avantgarde des späten 19. und der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.Die sich hieran anschließende Frage gilt der Spezifik des Mythos im zeitgenössischen Kontext, zeigen sich doch aktuell in auffälliger Weise Intermedialitätsbezüge, die Schrift- und Zeichensprachlichkeit mit Bildformen zusammenführen. Die Verknüpfung medial unterschiedener Ausdruckformen führt zu spezifischen Objekten, die sich zu raumgreifenden Installationen ausweiten können. Mit der medialen Grenzüberschreitung korrespondiert die schillernde Rolle, die KünstlerInnen innerhalb des von ihnen konzipierten Kosmos einnehmen. Die des Sammlers/der Sammlerin, des Archivars/der Archivarin oder des Archäologen/der Archälogin umreißen nur ungenügend die künstlerische Selbstverortung. Nicht weniger auffällig zeigt sich die mit künstlereigenen Mythen verknüpfte Materialität. Welchen Anteil die Materialsprachlichkeit und die den Materialien eigene Symbolik an der Konstituierung der künstlereigenen Mythen hat, wird ein weiterer Aspekt der Untersuchung zum Stellenwert des Mythos als Narrativ der zeitgenössischen Kunst sein.Untersuchungsgegenstand sind 1) die Neuauflage des Mythos und mythoscharakterisierende Eigenschaften als Narrativ zeitgenössischen Kunstschaffens im russischen Kontext, 2) deren konzeptionelle und materielle Überformung, mithin eine das mythische Narrativ stützende Materialspezifik, 3) die Voraussetzungen und Bezugspunkte der zeitgenössischen Konzepte in Formen von Schriftlichkeit und Kunst des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts und 4) Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Mythisierung im russischen und internationalen Kunstschaffen, aus denen Erklärungsmodi der Mythenbildung in der Kunst abgeleitet werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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