Detailseite
Verantwortliche Wissenschaft? Zur diskursiven und alltagspraktischen Konstituierung wissenschaftlicher Verantwortung in akademischen Generationenverhältnissen
Antragstellerin
Professorin Dr. Susanne Maria Weber
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457876539
Das Forschungsprojekt hat die Rekonstruktion der diskursiv-praktischen Hervorbringung gesellschaftlicher Verantwortung von Wissenschaft aus einer organisationspädagogischen Perspektive zum Ziel. Gegenwärtige Umbruchs- und Krisensituationen, die verstärkte öffentliche politische Einbindung der Wissenschaft als gesellschaftliche Instanz der Wissensgenerierung, aber auch neue politisierte Formen der Intervention durch Wissenschaftler*innen – etwa im Rahmen der Scientists for Future-Initiative – legen einen Wandel wissenschaftlicher Verantwortungspraktiken nahe. Dies zeitigt Folgen für das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft, für die Subjektivierung verantwortungsvoller Wissenschaftler*innen, aber auch die wissenschaftliche Alltagspraxis, d.h. für die Produktion wissenschaftlicher Erkenntnis. Daher fragt das Forschungsvorhaben nach den Formen der diskursiven Hervorbringung wissenschaftlicher Verantwortung sowie der Subjektivierung ‚verantwortlicher Wissenschaftler*innen‘ und erforscht darüber hinaus, wie die Wissenschaftsorganisation Universität eine derartig auf Verantwortung zielende Subjektivierung organisational ermöglicht.Verantwortung wird als ein praktisches Konzept aufgefasst, das für die Wissenschaft zentral ist, da es einerseits die Möglichkeitsräume wissenschaftlichen Denkens, Wahrnehmens und Handelns normativ strukturiert, andererseits aber auch ein wesentliches handlungsleitendes und organisatorisches Prinzip zur Koordination explorativen, kreativen und somit ergebnisoffenen Arbeitens darstellt. Dabei ist davon auszugehen, dass verschiedene, historischem Wandel unterliegende Modi wissenschaftlicher Verantwortungspraxis existieren. Diese werden innerhalb und zwischen Wissenschaftsorganisationen sowie verschiedenen Öffentlichkeiten diskursiv hervorgebracht und in den jeweiligen wissenschaftsorganisationalen Kontexten von Wissenschaftler*innen in spezifischer Form angeeignet. Um diese Prozesse empirisch rekonstruieren zu können, nutzt das Forschungsprojekt zwei empirisch-analytische Zugänge: einerseits soll an acht Universitäten die diskursive Hervorbringung der gesellschaftlichen Verantwortung von Wissenschaft analysiert werden, andererseits sollen an vier dieser Universitäten Gruppendiskussionen mit Wissenschaftler*innen durchgeführt werden, um die Subjektivierung verantwortungsvoller Wissenschaft rekonstruieren zu können. Schließlich werden in einem weiteren Analyseschritt beide Zugänge miteinander verschränkt, um die Verflechtung zwischen unterschiedlichen subjektiven Verantwortungs¬orientierungen und der diskursiven organisationalen Hervorbringung wissenschaftlicher Verantwortung in Universitäten heraus-zuarbeiten. Das Forschungsprojekt soll damit einen Beitrag zur empirischen Erforschung der gegenwärtigen Produktionsbedingungen wissenschaftlicher Erkenntnisse leisten und trägt indem zur Weiterentwicklung einer diskurs- und praxistheoretischen Perspektive der Organisationspädagogik bei.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen