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Entwaldung, Pandemien und Klimawandel: eine ganzheitliche, ökonomische Analyse

Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 458465334
 
Ziel dieses Forschungsvorhabens ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Modells zur Bestimmung der sozialen Kosten der Abholzung von Wäldern unter Berücksichtigung des Zusammenhangs mit Klimawandel und dem Auftreten neuartiger Infektionskrankheiten. Wälder bedecken circa 30 Prozent der Erdoberfläche und bieten den natürlichen Lebensraum für 80 Prozent der bekannten Lebewesen und Pflanzen. Die zentrale Rolle der Wälder für das Klima sowie die Biodiversität der Erde wurde bereits klimaökonomischen Modellen beleuchtet. In jüngerer Vergangenheit rückte allerdings noch eine weitere positive Eigenschaft des Ökosystems Wald in den Fokus: es hilft dabei, den Übergang einer Vielzahl von Krankheitserregern, mit denen Menschen bisher kaum oder keinen Kontakt hatten, auf die Menschen zu verhindern. Regenwälder bilden beispielsweise seit Jahrhunderten eine natürliche Barriere zwischen besiedelten Gebieten und einer noch weitestgehend unerschlossenen Tier- und Pflanzenwelt. Dadurch verringern sie den Kontakt von Menschen mit neuartigen Anthropozoonosen. Die Abholzung von Wäldern führt jedoch nicht nur zu einer Verschiebung oder vollkommenen Zerstörung dieser Barriere, sondern ebenfalls zu einem irreversiblen Verlust der Artenvielfalt, die bisher die Ausbreitung neuartiger Krankheiten zusätzlich erschwert hat. Der Anstieg von Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Malaria, in kürzlich abgeholzten Gebieten von der Forschung belegt. Andere Studien geben Hinweise, dass einige andere Krankheiten (z.B. Ebola oder Nipah) durch die fortschreitende Abholzung und den damit einhergehenden Umzug von in den Wäldern beheimateten Wildtieren erst den Sprung auf Nutztiere oder den Menschen schafften. Einige dieser sich zunehmend verbreitenden Infektionskrankheiten haben das Potential sich zu globalen Pandemien zu entwickeln, wie uns spätestens der Ausbruch der COVID-19 Pandemie vor Augen geführt hat. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist das Risiko zunehmend auftretender Pandemien auch ein Risiko von makroökonomischer Relevanz.Wir argumentieren daher, dass die Risiken für das Klima sowie die Ausbreitung von Pandemien, die mit der zunehmenden Abholzung einhergehen, in ein ganzheitliches, ökonomisches Wachstumsmodell miteingehen sollten. Unser Ziel ist es, ein geeignetes Modell zur Quantifizierung der sozioökonomischen Kosten der Abholzung unter Berücksichtigung aller damit einhergehenden Risiken, Unsicherheiten und Wechselwirkungen aufzustellen. In der Klimaökonomik gibt es bereits ähnliche, weitverbreitete Ansätze, die die sozioökonomischen Kosten des Ausstoßes von Kohlenstoff quantifizieren. Diese dienen der Politik als wichtige Orientierungshilfe bei der Festsetzung einer geeigneten Bepreisung der Emissionen.Die Entwicklung eines geeigneten Modells zur Quantifizierung der „wahren“ Kosten der Abholzung kann in der Politik in Zukunft ebenfalls als Anhaltspunkt dienen, wenn es um die Gegenüberstellung der ökonomischen Vor- und Nachteile der Rodung von Wäldern geht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien, Niederlande, Schweiz
 
 

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