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Zwei Seiten derselben Medaille: Öffentliches Vertrauen in Wissenschaft und Vertrauen der Wissenschaftler in Öffentlichkeit

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 458648062
 
In einer Ausnahmesituation wie der Covid-19-Pandemie wird deutlich, dass sich die westlichen Gesellschaften im Übergang von einer selbstverständlichen Akzeptanz von Wissenschaft zu einer Wahrnehmung von Wissenschaft als Risiko befinden. Da politische Entscheidungen, die auf wis-senschaftlicher Forschung und Beratung beruhen, auf Kritik und teilweise auch Widerstand sto-ßen, wird die Wissenschaft in diese Konflikte mit hineingezogen. Wenn der Fokus der öffentlichen Debatten so vom Wissen selbst auf die Vertrauenswürdigkeit des Wissensproduzenten schwenkt, spielt das „public engagement“ der Wissenschaft eine wichtige Rolle. Wenn Wissenschaftler*innen aufgrund negativer Erfahrungen das Vertrauen in die Rationalität der öffentlichen Kommunikation verlieren und auf ihr Engagement verzichten, wäre eine wichtige Stütze für das Vertrauen in die Wissenschaft verloren.Vertrauen in die Wissenschaft ist wie eine Münze mit zwei Seiten: Die eine Seite ist die Perspektive der Bevölkerung, die in einer Zeit hoher Ungewissheit das Risiko sieht, sich auf wissenschaftliche Ergebnisse zu verlassen, und die deshalb nach Indikatoren für ihr Vertrauen sucht. Die andere Seite ist die Perspektive der Wissenschaftler*innen: Sie könnten die Rationalität öffentlicher Diskussionsprozesse in Frage stellen, da sie sie als riskant für ihren Ruf und sogar für ihre Sicherheit ansehen. Das hier vorgestellte Projekt – das in Kooperation mit Prof. Martin Bauer von der LSE, London, durchgeführt wird – will beide Perspektiven gleichzeitig beleuchten.Das erste Teilprojekts modelliert die Architektur des öffentlichen Vertrauens in die Wissenschaft, bestehend aus Risikowahrnehmungen, Vertrauenserwartungen, Gründen für Vertrauen und Konsequenzen von Vertrauen – oder Misstrauen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Wahrnehmung von Wissenschaftler*innen als Kommunikator*innen. Das Programm kombiniert eine ausführliche explorative Phase mit der Entwicklung eines standardisierten Erhebungsinstruments. Das zweite Teilprojekt untersucht, wie Wissenschaftler*innen die öffentliche Rolle der Wissenschaft während der ersten Phase der Covid-19-Pandemie wahrgenommen haben. Es fragt, ob sich dadurch die Einstellung zum Dialog mit der Öffentlichkeit, den Medien und Interessengruppen verändert haben könnte und welches Kommunikationsverhalten daraus folgt. Das Programm sieht eine standardisierte Befragung von Wissenschaftler*innen und Leitfadengespräche mit besonders „sichtbaren“ und weitgehend „unsichtbaren“ Wissenschaftler*innen vor.Die Synthese beider Teilprojekte ermöglicht eine umfassende Bestandsaufnahme des wechselseitigen Vertrauensverhältnisses von Wissenschaft und Öffentlichkeit. Aus dieser umfassenden Analyse leiten wir Empfehlungen für die Wissenschaftskommunikation und insbesondere für das Kommunikationsverhalten von Wissenschaftler*innen ab, um über die Covid-19-Pandemie hinaus das Vertrauensverhältnis zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu stabilisieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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