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Weltsichten im Eis: Konstruktionen der Arktis an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik
Antragsteller
Professor Dr. Mathias Albert; Professor Dr. Holger Straßheim
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 459301855
Das Projekt untersucht, wie mit geopolitischen Leitbildern durchsetzte Narrative über die Arktis in Wissenschaft und Politik verbindenden epistemischen Gemeinschaften produziert und verändert werden. Ziel ist es (1) nachzuverfolgen, wie diese Leitbilder an bedeutenden Schnittstellen zwischen mit der Arktis befassten wissenschaftlichen und politischen Communities hervorgebracht werden, (2) zu untersuchen, wie diese Leitbilder in breite arktische epistemische Gemeinschaften hineingetragen und dort verarbeitet werden, sowie (3) beispielhaft aufzuzeigen, wie derartige Leitbilder Politikprozesse beeinflussen.Einerseits baut das Projekt auf die weitgehend etablierte Einsicht auf, dass es sich bei der Arktisregion um eine soziale und räumliche Konstruktion handelt und dass derartige Konstruktionen die Formulierungen regionaler Governance-Probleme und deren Lösungen mitformen. Andererseits hebt es darauf ab, dass bislang kaum bekannt ist, wie derartige Konstruktionen im Governance-Prozess entstehen, sich festsetzen, wandeln, oder aber zerfallen. Es nimmt dabei die zentrale Rolle von Wissenschaft in der Arktis-Governance als Ausgangspunkt um zu untersuchen, wie soziale Konstruktionen der Arktis durch wissenschaftliche Praktiken hergestellt und aktualisiert werden und unter welchen Bedingungen sie an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik übersetzt werden.Das Projekt geht davon aus, dass Wissenschaft und Politik nicht nur in punktuellen kommunikativen Interaktionskontexten miteinander verbunden sind, sondern vielmehr über konkurrierende Narrative, welche entsprechende Weltvorstellungen beeinflussen bzw. davon beeinflusst werden. Es untersucht die Entwicklung dieser Narrative und zugrundeliegender Leitbilder durch epistemische Gemeinschaften und Wissenschafts-/Politiknetzwerke. Aufbauend auf umfangreiche Vorarbeiten beider Antragsteller fokussiert das Projekt in drei Fallstudien auf verschiedene Schnittstellenkonstellationen zwischen Wissenschaft und Politik. Die Fallauswahl orientiert sich an einer idealtypisch-sequentiellen Darstellung des Prozesses der Wissensgenerierung: erstens die Etablierung von Forschungsbedingungen durch Schwerpunkte und Programme der Forschungsförderung; zweitens die Rahmensetzung und Durchführung der Forschung; drittens die Übertragung der Forschungsergebnisse in die Politik. Diese Konstellationen werden in den Fallstudien spezifiziert als (a) Interaktion zwischen wissenschaftlichen Akteuren und öffentlichen Drittmittelgebern in drei Ländern; (b) die von Naturwissenschaftlern/innen aus unterschiedlichen Ländern und Disziplinen vorgenommenen Rahmungen ihrer Arbeit; (c) Intensität und Qualität der Interaktion zwischen Wissenschaftlern/innen und politischen Akteuren im Arktischen Rat als wichtigstem Forum für regionale ‚informed governance‘. Theoretisch wie empirisch trägt das Projekt zur Forschung über die Rolle von Wissen und Expertise in Geopolitik und internationalen Beziehungen bei.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen