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Gesandtschaftsreisen und ritualisierter Kulturkontakt zwischen Südostasien und Europa (16.–18. Jahrhundert)
Antragsteller
Professor Dr. Sven Trakulhun
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Asienbezogene Wissenschaften
Frühneuzeitliche Geschichte
Asienbezogene Wissenschaften
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2021 bis 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 459436342
Im Mittelpunkt des Projektes stehen die diplomatischen Kontakte zwischen den expandierenden Mächten Europas und den Staaten Südostasiens in der Frühen Neuzeit. Es behandelt damit eine historisch zentrale Transformationsepoche, in der die Interaktionen zwischen beiden Weltregionen durch Handel, Mission und Kolonialismus spürbar zugenommen haben. Vor dem 19. Jahrhundert traten die Europäer in Südostasien jedoch nicht vorwiegend als Eroberer auf, sondern waren die meiste Zeit auf Aushandlung und freiwilligen Austausch angewiesen. Zugleich verdichteten sich in diesem Zeitraum auch die Handelsbeziehungen innerhalb der Region auf zuvor ungekannte Weise. Zeremonielle Formen zwischenstaatlichen Verkehrs spielten für die südostasiatischen Königreiche und Fürstentümer darum eine wichtige Rolle. Gesandtschaftsreisen waren ein zentrales Element zur Regulierung europäisch-asiatischer Beziehungen. Sie stehen in diesem Projekt daher im Vordergrund. Der Empfang und die Entsendung von diplomatischen Missionen gaben Gelegenheit, politische Hierarchien, Interessen und Konflikte öffentlich, d.h. in einem Modus der Repräsentation zu verhandeln. Sie wurden dadurch zu einem Spiegel konkurrierender politischer Ordnungen. Die für das Projekt ausgewählten Fallbeispiele stammen aus unterschiedlichen Regionen Südostasiens, zu denen Niederländer, Engländer und Franzosen seit dem Beginn der europäischen Expansion diplomatische Kontakte unterhielten: das heutige Indonesien, Thailand und Vietnam. Ziel des Projektes ist es, die komplexen diplomatischen Interaktionen im europäisch-asiatischen Zusammenhang zu beschreiben und dabei einige ihrer wesentlichen Merkmale festzuhalten. Es behandelt, erstens, die ideologischen Strukturen europäisch-asiatischer Diplomatie, indem es diplomatische Interaktionen zwischen Südostasien und Europa als Konfrontation unterschiedlicher Weltordnungskonzepte rekonstruiert, die sowohl jeweils für sich als auch in ihrem manchmal konfliktträchtigen Zusammenwirken betrachtet werden. Zweitens wird es die unterschiedlichen Bildsprachen, Ritualkomplexe und theatralischen Inszenierungen symbolischer Kommunikation in Südostasien und Europa vergleichend analysieren. Drittens behandelt das Projekt konkrete historische Akteure, ihre Netzwerke und ihre Wahrnehmungen anderer Kulturen. Dabei geht es darum, europäische und asiatische Perspektiven miteinander zu verschränken und in ihrer wechselseitigen Bedingtheit zu zeigen. Die Untersuchung behandelt sowohl europäische Gesandtschaften in Südostasien als auch die selteneren Fälle von asiatischen Botschaftsreisen nach Europa, die bisher noch kaum zum Gegenstand systematischer historischer Forschung geworden sind. Das Projekt füllt damit eine Lücke. Es leistet darüber hinaus einen Beitrag zur Erforschung der historischen Tiefenschichten interkultureller Kontakte zwischen Südostasien und Europa, um die politischen Konstitutionsbedingungen globaler Prozesse besser verstehen zu können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
