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Neuronale Systeme für soziales Verstärkungs- und Vermeidungslernen - ein transdiagnostischer Ansatz bei Anorexia Nervosa und sozialer Angststörung

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 459919975
 
Zunehmend werden psychiatrische Erkrankungen mit Hilfe transdiagnostischer und dimensionaler Ansätze (z.B. RDoC) konzeptualisiert. Das Aufzeigen von Überschneidungen, Unterschieden und dimensionaler Varianz in den neuronalen Mechanismen von psychiatrischen Erkrankungen und Symptomen ist von großer Bedeutung für die Translation wissenschaftlicher Erkenntnisse in die klinische Praxis. Neuronale Systeme für Annäherungs- und Vermeidungslernen spielen für pyschiatrische Erkrankungen eine besonders wichtige Rolle und wurden in Tier- und Humanstudien bereits umfassend untersucht. Sie können durch die Anwendung von Modellierungsmethoden gut untersucht werden. Hirnaktivierung wird hierbei mit dem Vorhersagefehler (Prediction error) bei Verstärkungs- und Vermeidungslernen in Beziehung gesetzt. Dieser Ansatz hat ein vielversprechendes Potenzial für neuronale Beschreibungen von psychiatrischen Symptomen, insbesondere um Überrschneidungen und Unterschiede zwischen psychiatrischen Diagnosen zu untersuchen. Hier verwenden wir einen solchen transdiagnostischen Ansatz, um Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Anorexia nervosa (AN) und sozialer Angststörung (SAD) sowie den dimensionalen Einfluss sozialer Angstsymptome zu identifizieren. AN ist mit einem hochgradig dysfunktionalen Annäherungs- und Vermeidungsverhalten verbunden, z.B. unablässiger Beschäftigung mit Ernährungsthemen, aber auch intensiver Angst vor Gewichtszunahme und Vermeidung von Nahrung. Bildgebungsstudien konnten bei AN Hyperaktivierungen in entsprechenden Hirnregionen für Belohnungsverarbeitung und Feedback-Lernen zeigen (z.B. Striatum, Insula und Amygdala).Außerdem spielt soziale Ängstlichkeit zur Entstehung von AN und als Aufrechterhaltungsfaktor eine wichtige Rolle, jedoch gibt es bisher keine entsprechenden bildgebenden Untersuchungen. Patienten mit sozialer Angststörung (SAD) zeigen ein spezifisches Muster gestörter neuronalen Verarbeitung für soziales Feedback, z.B. verminderte Aktivierung für die Antizipation von positivem Feedback und erhöhte Aktivierung für negative Bewertungen. Soziale Ängstlichkeit und hyperaktives Belohnungssystems bei AN können als „Trait-Effekte“ betrachtet werden, die zur Entstehung der Krankheit beitragen und auch nach Gewichtsrehabilitation fortbestehen. Dies ist die erste systematische Untersuchung zu Feedbacklernen in sozialen und nicht-sozialen Kontexten deren neuronaler Implementierung über psychiatrische Diagnosen hinweg (hier: SAD und AN) und in Bezug auf klinische und subklinische Symptome sozialer Ängstlichkeit. In Anlehnung an das „RDoC“-Konzept ist dieser Ansatz besonders geeignet sowohl ein verbessertes mechanistisches Verständnis der neuronalen Grundlagen von AN und SAD zu etablieren, als auch langfristig die Entwicklung individualisierter Behandlungsoptionen und die Identifikation von Risikofaktoren zu ermöglichen, die auf neuronalen Phänotypen von psychiatrischen Symptomclustern und Erkrankungen basieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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