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Ehrlichkeit in der Wirtschaft: Die Rolle von Reflexionsfragen
Antragstellerin
Professorin Carmen Tanner, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Accounting und Finance
Accounting und Finance
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 460293325
Ehrlichkeit spielt in der Wirtschaft als Basis für Vertrauen und effiziente Interaktionen eine Schlüsselrolle. Wiederholte Skandale und Beispiele von fragwürdigen Geschäftspraktiken in der Finanz- und Wirtschaftswelt zeigen jedoch, dass Täuschen, Lügen und Betrug nach wie vor weit verbreitet sind. Sie werfen die Frage auf, wie es dazu kommt, dass Menschen in solches Fehlverhalten abdriften und was man dagegen tun könnte. In Bezug auf die Intervention hat die Forschung und Praxis bislang vor allem auf die Vermeidung von Fehlvehalten fokussiert. Jedoch zeigt sich, daß solche Ansätze nicht ausreichend sind und zu unerwünschten Nebenwirkungen führen können. Das macht die Stärkung der Fähigkeit des Einzelnen zu mehr Eigenverantwortung und moralischer Selbstregulation zu einem wichtigen Thema für die künftige Forschung.Dieses Projekt verfolgt die Vision, die individuelle Fähigkeit zur Bewältigung ethischer Herausforderungen am Arbeitsplatz zu verbessern. Hinsichtlich der zugrundeliegenden Mechanismen wird hierbei von Theorien der moralischen Selbstregulation und „moral agency“ ausgegangen sowie auf die „behavioral ethics“ Forschung, die auf viele kognitive und motivationale Verzerrungen (so genannte ethische blinde Flecken) verweist, die Ehrlichkeit erschweren. Um selbstregulatorische Prozesse zu aktivieren, wird im Projekt untersucht, was es bringt, Personen mit einfachen, aber klugen Reflexionsfragen zu konfrontieren. Beispiele für solche Fragen sind der "Spiegeltest" oder der "Öffentlichkeitstest". Diese sollen Selbstregulierungsprozesse in Gang setzen, indem sie eine Auseinandersetzung mit dem privaten und öffentlichen Selbstbild fördern.Das Projekt hat drei Ziele. 1) Um dem realen organisationalem Umfeld gerechter zu werden, wird zunächst (anhand von Experteninterviews) ein besseres Verständnis für die Vielfalt von (ehrlichkeitsbezogenen) Dilemmata im Unternehmenskontext gewonnen. 2) Anhand verschiedener experimentellen Studien wird anschliessend untersucht, ob verschieden Reflexionsfragen dazu beitragen, Ehrlichkeit zu begünstigen und ethische blinde Flecken zu minimieren. 3) Anhand einer Interventionsstudie mit Berufstätigen wird der Nutzen und die Wirksamkeit eines neuen spielbasierten Lernwerkzeugs, das darauf abzielt Ehrlichkeit, moralischen Selbstwert und Zufriedenheit zu fördern, untersucht. Dazu werden die zuvor identifizierten Dilemmata in eine digitale Applikation implementiert. Personen erhalten auf diese Weise die Möglichkeit, Reflexionsfragen wiederholt und über einen längeren Zeitraum hinweg auf reale ethische Konflikte anzuwenden. Zusammengefassst soll mit Projekt unser Verständnis über die Funktion und Unterstützung von Ehrlichkeit und moralischer Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit im Kontext von Ehrlichkeits-Dilemmata, verbessert werden. In einer Zeit, in der die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielt, soll unser spielbasiertes Tool dazu beitragen, die Kluft zwischen moralischen Werten und dem Verhalten zu überbrücken.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartner
Professor Dr. Alexander F. Wagner