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Kattowitz und seine multiethnische Bevölkerung im Kontext der Nationalisierungsprozesse in Oberschlesien von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur deutschen Okkupation der Stadt 1939

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461122548
 
Das Projekt geht der Frage nach Zusammenhängen zwischen städtischem Raum, multiethnischer Bevölkerung und Prozessen der Nationalisierung im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts nach. Es bezieht sich dabei auf die bisherige Forschung zur Region Oberschlesien, die als sogenannter Zwischenraum zur Erforschung von Prozessen der modernen Nationsbildung in Grenzregionen, Fragen der Nationalisierung in den europäischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts sowie der Bedeutung nationaler und anderer identitätsstiftender Werte und Angebote genutzt wurde. Erstmalig wird in diesem Projekt ein städtischer Raum zum Untersuchungsgegenstand: Am Beispiel der Stadt Kattowitz in der Zeitspanne zwischen der Stadtgründung in der Mitte des 19. Jahrhunderts und der deutschen Besatzung der Stadt im September 1939 werden verschiedene Auswirkungen der Nationalisierungsprozesse und der Nationsbildung auf den städtischen Raum und dessen multiethnische Bevölkerung untersucht. Die Stadt Kattowitz als Lebensraum einer multiethnischen Bevölkerung, in der sich verschiedene Sprachen, Konfessionen und nationale Identitäten auf engstem Raum mischten, erlaubt einen differenzierten, umfassenden Blick auf die Nationalisierungsprozesse, die in der Stadtbevölkerung, aber auch in den Veränderungen im urbanen Raum sowie im Charakter der Stadt greifbar werden. Somit zielt das Projekt darauf ab, verschiedene Facetten von Nationalisierung und Identitätsbildung im städtischen Alltag aufzuzeigen. Dabei werden Fragen nach Akteuren und Maßnahmen der nationalen Mobilisierung in der Stadt, insbesondere im kulturellen Bereich (etwa der städtischen Strukturen, Kultur, Bildung und Wissenschaft) sowie nach der Aneignung politischer Konzepte und Identitäten, die den jeweiligen Staatsnationen möglicherweise nicht entsprachen und ausschließlich lokal geprägt wurden, gestellt. Alltägliche Aktivitäten der „kleinen“ lokalen Akteure der verschiedenen sozialen Milieus, der Kommune, kultureller Vereine und religiöser Institutionen werden empirisch untersucht. Mithilfe von Fallstudien verschiedener Communities werden somit Mobilisierungsprozesse sowie daraus resultierende identitätsspezifische Äußerungen, Dynamiken und Spannungen, die zwischen den verschiedenen sozialen Gruppierungen bestanden, kontrastierend und vergleichend analysiert. Des Weiteren geht es um die städtische Öffentlichkeit und deren Rolle in der Bildung einer „lokalen“ Identität. Fragen nach Zugehörigkeit und Abgrenzung und somit auch nach Fremd- und Feindbildern sowie diskriminierenden Stereotypen fließen dabei ein. Durch eine kulturgeschichtliche Analyse wird somit versucht, die Wahrnehmung zwischen den (staats-)nationalen Kulturen und die wechselseitige Wahrnehmung verschiedener Gruppen greifbar zu machen. Im Weiteren geht es aber auch um die „staatsnationale“ Prägung im städtischen Raum und um die Frage, inwieweit versucht wurde, der eher peripheren Stadt Kattowitz einen staatstragenden nationalen Charakter zu implantieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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