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Die Welt nach Graden messen. Intensität in Medizin und Naturphilosophie der Frühen Neuzeit (1400-1650)

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461231785
 
Das Projekt will frühneuzeitliche Formen der Quantifizierung erforschen, die sich in der Medizin und Naturphilosophie im Zusammenhang mit der Messung von Intensität entwickelt haben, ein wesentlicher Faden zu verschiedenen Wissensdisziplinen, der in Bezug auf das Thema und für den in diesem Vorschlag betrachteten Zeitraum (1400-1650) nie untersucht wurde. Diese Formen boten neue Möglichkeiten, den Körper und seine Funktionsweise zu verstehen, die sich später in Programmen für ein angemessenes quantitatives Experiment (Marliani) und in der Erfindung von Präzisionsinstrumenten (Sanctorius, Marci, Kircher) niederschlugen und damit von der ursprünglichen, lebenswichtigen und entscheidenden Rolle der Medizin in den frühneuzeitlichen Bemühungen um die Mathematisierung der Natur zeugen. Grundsätzlich versucht das Projekt, die verschiedenen Begriffe, Anwendungen und Visualisierungen von Intensität in der Medizin und Naturphilosophie zu sammeln, zu klassifizieren und zu erforschen, mit der Möglichkeit, die Ergebnisse in einer anderen Phase weiter auszudehnen, um die experimentellen Anwendungen von Intensität einzubeziehen. In diesem Sinne und insbesondere mit Beiträgen aus dem Bereich der Mechanik und Theologie hat das Projekt das Potenzial, die Grundlagen für eine angemessene Bewertung der Theorien zur Messung der Intensität vom späten Mittelalter bis zur gesamten Frühen Neuzeit (1350-1750) vorzubereiten und damit einen großen Einfluss auf den heutigen Stand der Technik zu haben. In methodischer Hinsicht wird dieser Vorschlag das Konzept des "paradigmatischen Wandels" und die gegenwärtigen Ansätze zur "wissenschaftlichen Revolution", die die Medizin als ein nicht relevantes Analysefeld betrachtet haben, in Frage stellen. Insbesondere wird er zeigen, dass die Entstehung des "mechanischen Kraftbegriffs" lange Zeit mit dem alten Paradigma der Intensität koexistierte und in Wechselwirkung mit ihm immer wieder neue Erkenntnisse sowohl in der Physik (wie im Fall von Leibniz' "vis viva") als auch in der Philosophie hervorbrachte, die der analytischen Untersuchung von Emotionen und Wahrnehmung (wie im Fall von Barumgartens "quantitas virtutis" und Kants Prinzip der Antizipation der Wahrnehmung) neue Impulse gaben. Es wird erwartet, dass das Projekt eine große intellektuelle Lücke schließt und der Erforschung der Frühen Neuzeit im Allgemeinen neue Wege eröffnet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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