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Protestgruppen in der Zeit nach Massenprotestkampagnen gegen den Staat
Antragsteller
Professor Dr. Johannes Vüllers
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461483118
Protestgruppen, das heißt Gruppen, die unkonventionelle gewaltfreie Strategien anwenden (z.B. Demonstrationen, Streiks), sind für die Demokratie unerlässlich. Sie können jedoch auch demokratische Übergangsprozesse untergraben, wenn sie außerhalb des gesellschaftlichen Konsenses agieren und Grundlagen der Demokratie in Frage stellen. Wir haben ein umfassendes Verständnis davon, warum Massenprotestkampagnen entstehen und wann sie erfolgreich sind, sowie von ihren Auswirkungen auf politische Institutionen und einzelne Aktivist*innen. Weniger klar ist jedoch, wie sich der Erfolg oder Misserfolg von Massenprotestkampagnen auf die Protestgruppen im Land auswirkt. Diese Forschungslücke besteht auch aufgrund des Mangels an quantitativen Daten auf der Mesoebene. Das beantragte Projekt will diese Lücken durch die Beantwortung der folgenden Frage schließen: Wie wirken sich Massenprotestkampagnen gegen den Staat auf die Mobilisierung von Protestgruppen in der Zeit nach der Kampagne aus? Im Projekt wird argumentiert, dass erfolgreiche Massenprotestkampagnen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ehemals eingegangene Protestkoalitionen fragmentieren; Protestgruppen, die in der Kampagne aktiv waren, werden somit aktiver. Gleichzeitig erhöhen erfolgreiche Massenprotestkampagnen die Wahrscheinlichkeit, dass Protestgruppen, die in der Kampagne nicht aktiv waren, aufgrund von Spillover-Effekten aktiver werden. Gescheiterte Massenprotestkampagnen gegen den Staat lassen eine andere Dynamik wahrscheinlicher werden: Protestgruppen, die an der Kampagne beteiligt waren, werden häufig demobilisiert, während die Auswirkungen auf nicht an der Massenprotestkampagne beteiligte Protestgruppen weniger deutlich sind. Das Projekt wird die theoretischen Annahmen testen, indem es die folgenden Ansätze in einem Mixed-Methods-Ansatz untersucht: (1) eine globale quantitative Analyse (1990-2018), (2) eine subnationale quantitative Analyse in Nepal, die Protestgruppen nach einer gescheiterten und einer erfolgreichen Massenprotestkampagne gegen den Staat vergleicht, und (3) Interviews mit Protestgruppen in Nepal, um die zugrunde liegenden Kausalmechanismen zu untersuchen. Indem es sich auf Protestgruppen nach Massenprotestkampagnen konzentriert, leistet das Projekt einen Beitrag zur Forschung über Contentious Politics, insbesondere Massenproteste, zivilen Widerstand und demokratische Übergänge, wobei die oft vernachlässigte Mesoebene hervorgehoben wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen