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Futurkonstruktionen im Deutschen – synchron und diachron: Eine korpusbasierte Perspektive

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461542742
 
Dieses Projekt widmet sich der Frage, wie im Gegenwartsdeutschen auf zukünftige Ereignisse Bezug genommen wird und wie sich die Konventionen für den Zukunftsausdruck über die letzten Jahrhunderte verändert haben. Hierfür wird ein korpusbasierter Zugang gewählt, d.h. es wird mit authentischen Daten gearbeitet, wie sie für die zu untersuchende Zeitspanne gerade in den letzten Jahren in bislang beispiellosem Umfang verfügbar geworden sind. Das Projekt gliedert sich in zwei Bereiche: a) Aus historischer Perspektive wird untersucht, wie die Konstruktion werden + Infinitiv (z.B. „ich werde morgen nach Hamburg fahren“) entstanden ist und welche anderen Konstruktionen als Vorgänger- bzw. Konkurrenzkonstruktionen gelten können. Beispielsweise wird häufig angenommen, dass Modalverbkonstruktionen, insbesondere sollen + Infinitiv, im Mittelhochdeutschen ebenfalls zum Zukunftsausdruck verwendet werden konnten und möglicherweise über Analogiebildung auch bei der Entwicklung und Durchsetzung von werden + Infinitiv eine entscheidende Rolle spielten. Auch der Gebrauch von werden mit Partizip („es wird regnend“) gilt als mögliche Vorläuferkonstruktion. Das Projekt geht die in der Forschung hochumstrittene Frage nach dem Verhältnis der unterschiedlichen Konstruktionen mit einem datengetriebenen Ansatz an. Hierfür werden aus den teilweise erst kürzlich verfügbar gewordenen Referenzkorpora der historischen Sprachstufen des Deutschen sämtliche Belege für alle relevanten Konstruktionen erhoben und auf semantische und syntaktische Kriterien hin analysiert, um zu überprüfen, in welchem Maße die jeweiligen Konstruktionen tatsächlich zum Zukunftsausdruck verwendet werden, welche der zahlreichen in der Literatur vorgeschlagenen Faktoren bei der Wahl der Konstruktion eine Rolle spielen und wie diese Faktoren miteinander interagieren. b) Aus gegenwartssprachlicher Perspektive wird untersucht, welche Faktoren die Wahl zwischen den beiden in der Gegenwartssprache mit Abstand wichtigsten Möglichkeiten des Futurausdrucks steuern, nämlich zum einen der Konstruktion werden + Infinitiv und zum anderen dem sog. futurischen Präsens (z.B. „ich gehe morgen ins Kino“). Es wird angenommen, dass zum einen Textsorten und Register (konzeptionell eher nähesprachliche vs. distanzsprachliche Kommunikation), zum anderen semantische Faktoren wie temporale Distanz und syntaktische Faktoren wie das Auftreten anderer Konstruktionen mit „werden“ im unmittelbaren Kontext oder das Auftreten in negierten Kontexten und Fragekonstruktionen eine Rolle spielen. Zusammengenommen können die Studien zu historischen und gegenwartssprachlichen Konventionen des Zukunftsausdrucks dazu beitragen, eine Reihe offener Fragen zu klären, die in der Forschung zwar aus theoretischer Perspektive breit diskutiert wurden, die sich nun aber erstmals auf Grundlage einer umfassenden empirischen Datenbasis angehen lassen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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