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Varieties of Reproduction Regimes: Institutionen, Normen und Soziale Ungleichheit (REPROREG)

Antragstellerin Dr. Hannah Zagel
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461709920
 
Wie der Staat Familiengründung reguliert, das heißt ob, wann und wie Menschen Kinder bekommen, hat weitreichende Konsequenzen dafür, wie soziale Ungleichheiten entstehen und fortwähren. Reproduktive Prozesse sind grundlegend für individuelle Lebensverläufe und ihre Formen oft abhängig von den verfügbaren Ressourcen. Obwohl sie allgemein dem Privaten zugerechnet werden, sind reproduktive Prozesse auch Ziel staatlicher Regulierung. Schwanger werden oder nicht wird durch Wissensbestände aus der Sexualerziehung sowie reproduktionspolitische Leistungen beeinflusst. Aber ungleiche Zugangsbedingungen zu sozialen und materiellen Ressourcen gehen mit stratifizierter Reproduktion einher. Zum Beispiel haben medizinische Möglichkeiten für Kinderwunschbehandlungen rasant zugenommen, doch Zugang und Finanzierung ist nicht für alle gleich. Zudem kann das Fehlen einer Maßnahme (z.B. Bereitstellung von Verhütungsmitteln) den Bedarf an einer anderen (z.B. Abtreibung) erhöhen. Tatsächlich entsteht stratifizierte Reproduktion nicht durch einzelne Maßnahmen, sondern im Kontext interdependenter Maßnahmenbündel. Entscheidungsträger bewegen sich in einem umstrittenen Feld. Wie reproduktive Prozesse zu regulieren seien berührt zentrale Wertekonflikte unserer Zeit. Das Wiederaufkeimen konservativer Bewegungen und populistischer Parteien fordert sichergeglaubte Freiheiten in Sexualität und Familie heraus. Konflikte herrschen darüber, was möglich gemacht (z.B. durch Reproduktionsmedizin) und was normalisiert wird (z.B. in Sexualerziehungskurrikula). Reproduktionspolitik kann aber auch den Ton angeben. Das zeigen Reformen, die zu mehr Offenheit gegenüber familialer und sexueller Diversität führen, und so auf den politischen Prozess zurückwirken.Es fallen zwei markante Forschungslücken auf. Erstens gibt es kaum systematisch-beschreibende, ländervergleichende Forschung zu ‚Reproduktionsregimen‘ und ihren sozialen Folgen. Zweitens fehlen Erkenntnisse über typische Muster individueller Einstellungen zu Sexualität, Geschlecht und Familie in unterschiedlichen regulativen Kontexten. Dieses Projekt bearbeitet deshalb folgende Fragen: 1. Welche typischen institutionellen Reproduktionsregime lassen sich in wohlhabenden Ländern identifizieren? In welchem Zusammenhang stehen sie 2. mit Mustern stratifizierter Reproduktion? Und 3. mit individuellen Einstellungen gegenüber Geschlecht, Familie und Sexualität? Im Ländervergleich von über 25 europäischen Ländern sowie den USA Kanada und Australien werden vielfältige institutionelle Kontexte abgedeckt. Dazu wird eigens eine internationale Datenbank mit Indikatoren für Reproduktionspolitiken im Zeitverlauf erstellt. Zu den vielfältigen methodischen Instrumenten zählen auch Mehrebenenmodelle mit Impact Functions, mit denen der Einfluss sukzessiver reproduktionspolitischer Reformen unter Berücksichtigung von Reform-Tempo und -Intervallen ausgewertet werden kann. So lassen sich Potentiale und Risiken für inklusive Gesellschaften abschätzen.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
Internationaler Bezug Großbritannien, Kanada, USA
 
 

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