Interaktionen zwischen Schlüsselregionen im präfrontalen Response Inhibition Netzwerk
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Stoppen einer bereits eingeleiteten Reaktion ist von alltäglicher Bedeutung. Beispielsweise stoppen Menschen ihren Weg durch die Stadt an der Bordsteinkante, sobald die Fußgängerampel plötzlich auf Rot umschaltet. Zu verstehen, wie Menschen solche Stop-Signale verarbeiten und was dazu führt, dass Handlungen erfolgreich gestoppt werden, ist von zentraler Bedeutung um menschliches Verhalten verstehen zu können. Jedoch sind die zugrundeliegenden kognitiven und neurophysiologischen Prozesse, die diesem Handlungsstopprozess zugrunde liegen, noch nicht vollständig erforscht. So ist es bislang noch unklar, welche Stop-Signale besonders gut dazu geeignet sind ein Handlungsstop einzuleiten. Diese Forschungsarbeit zeigt, dass taktile Stoppsignale im Vergleich zu visuellen Stop-Signalen effektiver sind. Des Weiteren zeigt sich, dass visuelle Stop-Signale dennoch effektiv sein können, wenn sie an einer sonst aufgabenirrelevanten Stelle dargeboten werden - sogar angesichts gleichzeitiger visueller Distraktoren. Diese Ergebnisse können für die Entwicklung effizienterer Warnsysteme herangezogen werden. Eine weitere Wissenslücke zeigt sich im Hinblick auf das präfrontale Inhibitionsnetzwerk im Gehirn. Obwohl die meisten bildgebenden Studien einen kausalen Zusammenhang zwischen erhöhter Aktivität im Gehirn und dem Verhalten implizieren, können sie keine eindeutigen Schlussfolgerungen über die funktionelle Relevanz der aufgabenbezogenen Aktivität für einen bestimmten kognitiven Prozess ziehen. Im Gegensatz zu korrelativen Schlussfolgerungen aus bildgebenden Verfahren kann mittels nichtinvasiver Hirnstimulation ein direkter Kausalzusammenhang zwischen der experimentellen Manipulation (d.h. der Hirnstimulation) und einer entsprechenden Veränderung in einer Messgröße hergestellt werden. Die Ergebnisse dieses Projekts weisen darauf hin, dass eine externe Störung durch nichtinvasive Hirnstimulation innerhalb des Handlungssteuerungsnetzwerks kompensiert werden kann. Das Verständnis der neuronalen Grundlagen von Handlungssteuerungsprozessen in einer kontrollierten Laborumgebung ist ein erster Schritt, um zu verstehen, wie diese Prozesse in realistischeren Umgebungen oder in einer Patientenpopulation (z. B. bei Patienten mit Handlungssteuerungsdefiziten und erhöhter Impulsivität) ablaufen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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A touching advantage: investigating the influence of stop-signal modality on reactive response inhibition in the Stop-Signal Task. Talk at the 54th Herbsttreffen experimentelle Kognitionspsychologie (HexKoP), Oct. 7.-9th., 2022, Greifswald, Germany.
Friehs, M.A., Schmalbrock, P., Dechant, M., Merz, S., Hartwigsen, G., Mandryk, R., L. & Frings, C.
